Friedrich Cerha

MANU THEOBALD

Gespräch mit Friedrich Cerha

Der Komponist Friedrich Cerha wird am 17. Februar 90 Jahre alt. In Österreich, aber auch in Deutschland und England wird sein runder Geburtstag ausgiebig gefeiert - mit Konzerten, Vorträgen und Ausstellungen. Und im "Kulturjournal" mit einem fast sendungsfüllenden Gespräch - über das bildnerische und kompositorische Schaffen, Unabhängigkeit und über Widerstand.

Friedrich Cerha

"Ich habe mich in meinem Leben eigentlich nie um etwas bemüht (…) In diese Laufbahn des Komponisten bin ich geschlittert." Friedrich Cerha

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Kulturjournal, 9.2.2016

Sie feiern in Ihren Opern die Außenseiter. Sie selbst sind nicht angepasst, aber doch integriert. Wie verbindet sich beides?

Die Unabhängigkeit ist mir sehr wichtig. Alles geht zurück auf die Zeit, als ich sieben Jahre alt war, und wo mich mein Vater auf die Stätten des Bürgerkriegs im Februar '34 geführt hat - die zerschossenen Häuser, die eingetrockneten Blutlacken auf dem Asphalt, das war für mich das erschütterndste Kindheitserlebnis. Ich habe mir damals geschworen, gegen alle Gewalt zu sein, die Menschen anderen Menschen gegenüber ausüben.

Ist Ihre Musik manchmal stärker erzählerisch, als man das denkt? Sie haben einmal gesagt, die "Spiegel" spiegeln auch Ihre Erfahrung aus dem Zweiten Weltkrieg.

Die Beurteilung, ob ein Geschehen erzählt wird oder nicht, liegt ausschließlich beim Hörer. Im Fall der "Spiegel" bin ich eigentlich erst in den 1980er Jahren draufgekommen, dass da wahrscheinlich vieles von den Ängsten in Kriegszeiten heraufgekommen ist - das mag schon sein.

Veranstaltungen zum Jubiläum

Es gibt eine ganze Reihe von Veranstaltungen anlässlich des 90. Geburtstags von Friedrich Cerha. Die Donau-Universität Krems organisiert zum Beispiel ein Symposium zu Cerhas künstlerischem Schaffen, und das Forum Frohner zeigt eine Ausstellung mit Bildern und Collagen. Am Freitagabend gibt es eine Soiree im Kino im Kesselhaus: Agnes Heginger und das Ensemble Studio Dan interpretieren Chansons von Cerha.

Auch Ö1 feiert den 90. Geburtstag von Friedrich Cerha. Seine künstlerische Biografie ist ja eng mit dem Sender verbunden: Ö1 hat seine Werke aufgezeichnet, teilweise sogar in Auftrag gegeben; eine Reihe dieser Aufnahmen ist auf ORF-CDs erschienen. Und der Komponist hat außerdem sehr häufig das ORF Radio-Symphonieorchester als Gast dirigiert.

Service

Donau-Universität Krems- Vernetztes Werk(en). Symposium, Soirée und Ausstellung zum künstlerischen Schaffen Friedrich Cerhas
12. bis 13. Februar 2016

Kunsthalle Krems - Forum Frohner: "Friedrich Cerha. Sequenz & Polyvalenz"
14. Februar bis 28. März 2016

Das RSO Wien und Cornelius Meister interpretieren am 3. März im Wiener Konzerthaus die "Baal-Gesänge", Solist ist Bariton Jochen Schmeckenbecher (Ö1 am 11.3., 19.30 Uhr), und am 9. April werden im Musikverein ebenfalls vom ORF-Orchester und seinem Chefdirigenten "Drei Sätze für Orchester" uraufgeführt (Ö1 am 22.4., 19.30 Uhr).
RSO Wien