"Climate Changes Everything 2" im Kunst Haus Wien

Ökologie, nachhaltiges Bauen und Konsumieren: Für Friedensreich Hundertwasser waren das Lebensthemen. In dem von Hundertwasser geplanten Kunst Haus Wien ist dementsprechend Ökologie ein roter Faden bei den Sonderschauen; so auch jetzt bei "Climate Changes Everything 2".

Im ersten Teil ging es um die künstlerische Darstellung von Folgen des Klimawandels. In Teil zwei setzen sich Künstler/innen mit der Frage auseinander, welche Handlungsoptionen es gibt.

Morgenjournal, 10.2.2016

Was kann man als Bürger für die Erhaltung der Artenvielfalt tun? Wie baut man ein Baumhaus, ohne den Baumstamm zu verletzen? Und - ganz groß gedacht: Wie bringt man die Politik dazu, angesichts des Klimawandels die Notbremse zu ziehen? Acht Künstlerinnen und Künstler machen in der Kunst-Haus-Garage, im Innenhof des Museums, Vorschläge: vom österreichischen documenta-Teilnehmer Peter Friedl bis zu dem ebenso prominenten thailändischen Künstler Rirkrit Tiravanija.

Bewusst und genügsam leben

Von Tiravanija zeigt der Ausstellungskurator Raimar Stange einem zweieinhalbstündigen Dokumentarfilm, der bei den Filmfestspielen in Venedig lief. Die Kamera folgt dem Alltag eines Bauern in Thailand, der bewusst einfach und genügsam lebt. "Der - wie wir sagen würden - mit dem niedrigstem Lebensstandard, aber damit glücklich ist", sagt Raimar Stange. "Was natürlich auch ein Hinweis ist, wir müssen nicht immer darüber reden, dass wir falsche Energie verbrauchen, wir verbrauchen einfach zu viel Energie. Es geht ja nicht darum, ob wir Bio-Food essen oder nicht, sondern wir müssen vielleicht auch weniger konsumieren; darüber einmal nachdenken".

Aber darauf zu warten, dass die ganze Menschheit ihr Konsumverhalten ändert, würde zu lang dauern. Wenn die globale Klimakatastrophe auch nur teil-gebremst werden soll, werde sich die Zivilgesellschaft die dazu nötige Politik selbst machen müssen, meint sinngemäß der Künstler Oliver Ressler: "Ich hab Null Vertrauen in die repräsentative Demokratie, dass es über diese sogenannten gewählten Vertreter des Volkes einen gesellschaftlichen Wandel geben wird, der soziale oder ökologische Probleme wirklich lösen wird können. Die werden dann anfangen Änderungen zu machen, wenn sie ihre Herrschaft gefährdet sehen."

Wider das globale Bereicherungssystem

Von Ressler läuft in der Ausstellung der Kurzfilm "Leave It in the Ground" (lasst es im Boden) - das Erdöl nämlich. Der Film spielt mit dem Duktus einer Naturdoku, erweist sich aber als Aufruf zu Widerstand. "Fühlt Eure Macht! Konsumiert Geschichte nicht, schreibt sie! " Es geht Ressler um Widerstand gegen jenes globale Bereicherungssystem, das zusammen mit dem Klimawandel immer größere Fluchtbewegungen in Richtung Europa erzeugt.

"Es gibt eine ganz starke Ungleichverteilung von Eigentum, Österreich ist da ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wo zwei Familien das gleiche besitzen wie 50 Prozent des ärmeren Teils der Population", zitiert Ressler Berechnungen der Organisation attac, und plädiert kompromisslos für Umverteilung.

Kompromisslose Umverteilung

"Jenen Menschen, die gigantische Mengen von Eigentum und von Kapital angehäuft haben, muss man das sehr schnell wieder wegnehmen", so Ressler. "Zum Beispiel bedarf ja dieser Kampf gegen den Klimawandel eines der größten Investitionsprozesse in der Geschichte der Menschheit. Um irgendwie die Elektrizitätsherstellung mehr oder weniger in allen Staaten der Welt grundlegend umzustellen, sind gigantische Investitionen notwendig, das heißt man muss sich das Geld dort holen wo es ist, um diesen Wandel herzustellen."

Dokumentarisches und soziale Intervention von Künstlern: Wer diesen Bereich schätzt, ist bei "Climate Changes Everything 2" im Kunst Haus Wien richtig.

Service

Kuns Haus Wien - Climate Changes Everything 2
11. Februar bis 30. Juni 2016

Lung Neaw Visits His Neighbours
Ressler - Leave It in the Ground

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