Countdown für die Berlinale

Morgen wird die 66. Berlinale eröffnet. Mehr als 400 Filme werden in den nächsten zehn Tagen in Berlin gezeigt, darunter 18 im Wettbewerb um den begehrten Goldenen Bären, der heuer unter dem Jury-Vorsitz der US-amerikanischen Schauspielerin und dreifachen Oscar-Gewinnerin Meryl Streep stattfindet. Eröffnet wird mit "Hail, Caesar!", dem neuen Film der Brüder Joel und Ethan Coen.

Letzte Vorbereitungen für die Berlinale, Arbeiter auf Kran

AFP/JOHN MACDOUGALL

Mittagsjournal, 10.2.2016

Humanitäre & politische Notlagen

"Das Recht auf Glück", unter dieses Generalmotto hat Berlinale-Direktor Dieter Kosslick heuer sein Filmfestival gestellt. "Weltweit haben die Menschen ein Recht auf Heimat, auf Liebe, auf Selbstbestimmung, auf Arbeit, auf Leben und auf Überleben." Überleben bedeutet eben auch Flucht vor Krieg und Hunger. Ganz in ihrer Tradition fungiert die Berlinale auch heuer als Spiegel humanitärer und politischer Notlagen.

Für seinen Wettbewerbsfilm "Fuoccoammare" zeigt der italienische Regisseur Gianfranco Rosi dramatische Szenen bei der Rettung von Flüchtlingen vor der Insel Lampedusa. Als Kontrast dazu versucht Rosi der Gefühlswelt und dem Aufwachsen eines zwölfjährigen Buben auf der Insel näherzukommen.

Wie nahe Glück und Unglück beisammen liegen können, verdeutlicht der deutsche Wettbewerbsfilm "24 Wochen": Eine junge Frau muss, nachdem sie vom Downsyndrom ihres ungeborenen Kindes erfahren hat, eine schwierige Entscheidung treffen.

US-Kino weniger dominant

Weniger dominant als üblich im Bärenrennen ist diesmal das US-Kino: Gespannt darf man auf den neuen Film von Jeff Nichols sein, der nach "Take Shelter" auch in "Midnight Special" - wieder mit Michael Shannon in der Hauptrolle - die Paranoiastrukturen der US-amerikanischen Provinz erforscht.

Europäisches Autorenkino

Mit Andre Techiné und Thomas Vinterberg sind zudem Routiniers des europäischen Autorenkinos im Wettbewerbseinsatz. Auch an Schauspiel-Prominenz wird es in Berlin nicht fehlen: George Clooney, Jude Law, Isabelle Huppert, Colin Firth, Tilda Swinton und Julianne Moore haben sich unter anderen angesagt. Dieter Kosslick gibt sich in Sachen Glamour aber angesichts aktueller Krisen zurückhaltend: "Wir lassen es schon krachen, aber auch sehr oft leise."

Österreichisches in Nebenreihen

Österreichische Langfilme laufen auf der Berlinale heuer neben dem Wettbewerb, etwa der neue Film von Händl Klaus. In "Kater" bricht unvermutete, aber selbst verursachte Gewalt in die glückliche Beziehung eines schwulen Paares ein. Klaus verhandelt hier vor allem die Fragilität menschlicher Identität.

Weiters feiern aus Österreich Nikolaus Geyrhalters neue Doku "Homo Sapiens" und Ruth Beckermanns Spielfilm "Die Geträumten" in Berlin ihre Weltpremiere, zudem Patric Chihas Doku "Brüder der Nacht" über das Stricherdasein bulgarischer Roma in Wien.

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