Haderer im Karikaturmuseum Krems

Gerhard Haderer zählt zu den führenden Karikaturisten des deutschsprachigen Raums. Regelmäßig veröffentlicht der satirische Zeitchronist Comic-Hefte und zuletzt malt er großformatige, an Caravaggio inspirierte, Ölgemälde. Nun würdigt ihn das Karikaturmuseum Krems mit der umfassenden Ausstellung "Think Big!".

Herr Waldheim und die sieben Kanzler mit roten Nasen

Gerhard Haderer
Herr Waldheim und die sieben Kanzler, 2012
Öl auf Leinwand
180 x 250 cm

Gerhard Haderer, 2016

Morgenjournal, 26.2.2016

Service

Im heutigen "Kulturjournal" bringen wir ein ausführliches Interview mit Gerhard Haderer.

Karikaturmuseum Krems - Gerhard Haderer. Think Big!
28.2. bis 11.11.2016

Tabakfabrik Linz – Schule des Ungehorsams

Bildsatire, riesig und in Öl? Jeder Zweifel, dass das gut gehen kann, ist ausgeräumt - beim ersten Schritt in die Haderer-Ausstellung in Krems. Gerhard Haderer ist berühmt für seine raffiniert fotorealistische Maltechnik. Der Sprung vom kleinen Cartoon-Format zum zweieinhalb Meter hohen altmeisterlichen Ölbild ist ihm eindrucksvoll gelungen. Da wären zum Beispiel "Waldheim und die sieben Kanzler". Die Bundeskanzler von Kreisky über Schüssel bis Faymann zerkugeln sich vor Lachen.

Wen die Häupter der Republik da wohl auslachen? Das möge man sich selbst denken. Jedoch ist Haderer bereit zu erklären, warum die Kanzler rote Clown-Nasen tragen: "Clown-Nasen habe ich ihnen deswegen aufgesetzt, weil ich mit dem Bild fertig war und am Ende diese Gesichter nicht mehr sehen wollte, und jetzt habe ich sie entschärft."

Der Skandal um Haderers Buch

In Komposition und Lichtführung orientiert sich Haderer bei seinen Ölbildern an den Gemälden des Renaissancemalers Caravaggio. "Messias im Vatikan" heißt ein weiteres großes Ölbild: Jesus verhaut einen Papst; dessen freigelegtes Gesäß erinnert stark an einen Kinderpopo. Das Bild enthält eher noch mehr Sprengstoff als Haderers Büchlein "Das Leben des Jesus", das ab dem Jahr 2002 den großen Skandal auslöste. In Griechenland wurde Haderer ja damals in Abwesenheit zu einem halben Jahr Haft wegen Religionsbeleidigung verurteilt - wenngleich im Berufungsverfahren freigesprochen.

"Das naive Büchlein das ich gebracht habe, hat ja nichts anderes intendiert als das, was Papst Franziskus im Augenblick von sich gibt", erklärt Haderer. "Das heißt, ich habe damals eine Art Aufruf zur Mäßigung lanciert, der hat geheißen, bitte kümmert Euch endlich wieder mal darum, was dieser vermutlich sehr intelligente junge Mann damals gepredigt hat, und macht daraus nicht eine Show, die Macht als Zentrum hat."

"Zäune zu begründen ist unmöglich"

Einmal im Monat erscheint Haderers feines Schundheftl "Moff", ein Comicheft im Taschenformat. 5.000 Abonnenten hat "Moff bereits. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner zum Beispiel kommt darin zeichnerisch nicht wirklich gut weg. "Ich bin zornig über Abläufe, die im Augenblick bei uns vor der Haustür stattfinden", sagt der Künstler. "Und habe aber nicht vor, mich da jetzt weiter mit dieser Person auseinanderzusetzen, weil ich wirklich der Meinung bin, dass auch sie genau weiß, dass sie im Augenblick ein Symbol für Entwicklungen darstellt, das nur negativ aussteigen kann. Bei jeder einzelnen Äußerung weiß sie ganz genau, dass es unmöglich ist, Befestigungszäune um Europa irgendwie zu begründen, und in ihrer Funktion als Politikerin muss diese arme Gestalt das dennoch machen."

Haderers Schule des Ungehorsams

In seiner Stadt Linz hat Haderer in der Tabakfabrik eine Denkfabrik namens "Schule des Ungehorsams" begründet, die künftig Lösungsansätze an die Politik herantragen will. "Weil ich überzeugt davon bin, dass es genug Ja-Sager gibt, aber viel zu wenige Menschen, die sich einmischen in die Gestaltung unserer Gesellschaft. Und wie einfach das möglich ist und wie viel Freude das machen kann, das will diese ‚Schule des Ungehorsams‘ vermitteln. Das ist keine Gegenbewegung gegen etablierte Politik, sondern die Politik müsste sich eigentlich ständig bedanken dafür, dass wir bereit sind, so etwas parallel anzubieten."