Architekturbiennale mit Flüchtlingsunterkünften

Sogar die Kulturszene reibt sich an der Flüchtlingspolitik der EU: Auf der Architekturbiennale in Venedig beteiligen sich die österreichischen Caramel Architekten, Eoos und the next enterprise-architects mit drei Projekten für Flüchtlingsunterkünfte in Wien. "Reporting from the Front" ist das Motto, dass die Biennale-Kommissärin ausgegeben hat.

Präsentiert werden die Projekte ab 28. Mai in Venedig.

Mittagsjournal, 8.3.2016

Es sei eine traditionelle Aufgabe von Architektur, Schutz zu bieten, sagt die Kommissärin des Österreichischen Pavillons, Elke Delugan-Meissl. Aber auch eine gewisse Privatheit soll in den ehemaligen Bürohäusern mit den Großraumbüros und langen finsteren Gängen geschaffen werden. Mit einem der drei Projekte im 15. Bezirk ist das trotz starker Fluktuation der Flüchtlinge binnen kürzester Zeit gelungen, wie Elke Delugan-Meissl berichtet. Mit einem geringen Aufwand von finanziellen Mitteln habe man binnen kürzester Zeit einen Privatraum und lebenswürdigen Wohnraum geschaffen.

Schutzsuchende gestalten Unterkunft

Das Raumkonzept von Caramel Architekten ist bei den Nutzer/innen, aber auch bei der Caritas als beteiligter NGO sehr gut angekommen. Und so habe man sich mit dem Gedanken getragen, das System in andere Projekte zu transferieren. In einem der anderen Projekte sollen Werkstätten errichtet werden: "Man versucht die Bewohner in einen Arbeitsprozess zu integrieren, indem sie in Werkstätten ihre Möbeln produzieren, indem Räume geschaffen werden, wo ein Non-Profit-Shop im Shop-System getestet wird", erklärt Delugan-Meissl.

Werkstätten als Begegnungszone

Diese Werkstätten könnten auch für die Bevölkerung aus dem Bezirk zugänglich sein - um so etwas wie eine Begegnungszone im Flüchtlingsheim zu schaffen. Um die Konzepte wirklich gemeinsam mit den Nutzern zu entwickeln, haben die Architekten ihre Arbeitsplätze zum Teil direkt in die Flüchtlingsunterkünfte verlegt.

Alljährlich gibt es 400.000 Euro an öffentlichen Geldern für den Österreichbeitrag bei der Architekturbiennale. Zusätzlich gibt es noch eine ganze Reihe privater Sponsoren, die die Projekte ermöglichen. Von Anfang an wurden alle Arbeitsprozesse von einem Fotografen dokumentiert. Diese Fotografien sind dann die Grundlage der Präsentation der Projekte bei der Architekturbiennale in Venedig. Man muss sich also gedulden bis zur Biennale-Eröffnung am 28. Mai.

Service

Biennale Architettura 2016 - 28.5.-27.11., Venezia
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