Fotos von Frauen nach der Flucht

"Insight - Syrische Frauen - Fluchtziel Österreich" ist der Titel einer Ausstellung, die heute Abend auf dem Wiener Hauptbahnhof eröffnet wird. Die Fotografin Linda Zahra hat syrischer Frauen porträtiert, die in Österreich leben. Ihre Arbeiten werden bis zum 18. März auf der Digitalwand beim Aufgang zu Bahnsteig 3 bis 4 präsentiert.

  • Schwarz-Weiß Portrait einer jungen Frau mit langen braunen Haaren, die an einer Steinwand lehnt.

    Die Modedesignerin Inas Altaweel lebt seit 6 Monaten in Wien.

    LINDA ZAHRA

  • Schwarz-Weiß-Portrait einer Frau mit Kopftuch, die auf einer Parkbank sitzt.

    Lubaba Alshehneh lebt seit 3,5 Monaten in Wien. Sie ist ausgebildete Elektrotechnikerin und Geschäftsfrau. Sie träumt davon, ihr eigenes Tourismusbüro zu eröffnen.

    LINDA ZAHRA

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Die Künstlerin stammt selbst aus Syrien. Sie ist vor etwas mehr als drei Jahren mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern nach Wien geflüchtet.

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VIDC - (Insight) - Syrische Frauen - Fluchtziel Österreich

Kulturjournal, 8.3.2016

Eine Woche lang werden 15 Porträts zu sehen sein. Es sind Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Frauen unterschiedlichen Alters in unterschiedlichen Situationen. Rojin Ali etwa steht auf einem Bahnsteig und blickt in die Kamera. Ein Text sagt, dass die ausgebildete Sozialwissenschaftlerin seit über zwei Jahren in Wien lebt und bei der Caritas arbeitet. Basma Jabr sitzt an einem Wasserbecken in einem Park und füttert Vögel. Sie hat Architektur studiert, ist seit einem Jahr in Wien und ihre Leidenschaft ist Gesang. Die ausgebildete Electronic-Ingenieurin und Geschäftsfrau Lubaba Alshehneh lebt seit dreieinhalb Jahren in Wien, sie möchte ein eigenes Reisebüro eröffnen.

"Mit dieser 'Insight'-Ausstellung möchte ich den Österreichern zeigen, wer wir sind; dass wir keine Nummern sind, dass wir stark sind. Wir hatten unsere Träume, und wir haben sie immer noch, und werden alles tun, um sie zu verwirklichen", sagt die Künstlerin. Die 14 Frauen hat Linda Zahra bei einem Casting ausgesucht, dazu kommt ein Selbstporträt von ihr selbst. "Die Frauen haben alle Energie: sie wollen etwas tun", sagt Lianda Zahra. "Wir fühlen uns hier in Sicherheit, wir fühlen uns wohl, und so sind wir nicht pessimistisch!"

"Wir haben Fähigkeiten und Träume"

"Die meisten von uns sind in Syrien gut ausgebildet worden, es sind Intellektuelle. Wir brauchen hier Zeit, um erst einmal die Sprache zu lernen, und dann können wir Pläne für die Zukunft schmieden. Ich glaube, dass wir die Fähigkeit haben, etwas zu tun. Wir haben unsere Träume, und auch in der Vergangenheit haben wir schon diese Träume gehabt!" Die meisten von ihnen wollen zurück nach Syrien, sobald sich die Lage gebessert hat, sobald der Krieg vorbei ist. "Aus heutiger Sicht möchten wir zurück nach Hause, wenn der Krieg vorbei ist", sagt Linda Zahra, "aber fünf Jahren könnte das schwer werden, denn unsere Kinder wachsen hier auf, und dann könnte es Probleme geben, sie zu überzeugen, zurückzugehen."

In Beirut wird die Tochter geboren

Linda Zahra und ihr Mann haben eine fünfjährige Tochter und einen 13-jährigen Buben, die hier in die Schule gehen. "2012 habe ich Syrien verlassen, denn wir waren in großer Gefahr - mein Mann und ich hatten an Demonstrationen teilgenommen. Außerdem hat mein Mann als Filmemacher einige kritische Filme gemacht. Wir sind zuerst nach Beirut gegangen, denn diese Stadt ist nicht weit von Damaskus entfernt. Ich habe dort unsere Tochter geboren. Doch nach einem Jahr und acht Monaten mussten wir weg. Und so haben wir den Nahen Osten verlassen, um in Europa eine neue Zukunft für uns und unsere Kinder zu finden." Über Details der Flucht will Linda Zahra nichts sagen.

"Die Medien könnten positiver berichten"

Das Bild, das die Medien von den Flüchtlingen zeichnen, gefällt ihr gar nicht. "Wir sind nicht aggressiv, wir sind keine Terroristen. In dieser Situation könnten die Medien positiver über uns Syrer berichten. Projekte wie diese Ausstellung könnten uns anders zeigen und den Blick der Medien korrigieren", meint Linda Zahra. "Die Europäer haben das Recht, Angst vor den vielen Flüchtlingen zu haben, und wir sollten miteinander an einer Lösung arbeiten. Der Anfang einer Lösung ist das Ende des Kriegs in Syrien. Erst dann können wir beginnen, an einer Lösung des Problems in Europa und sonst wo in der Welt zu arbeiten."

Für die Zukunft hofft Linda Zahra, Arbeit zu finden. "Ich hatte eben meine erste Ausstellung, am 25. Jänner. Mit dieser Ausstellung habe ich Kontakt zu 'Syrian Links' von 'Kulturen in Bewegung' und ich habe viele Pläne für die Zukunft." In Wien fühlt sich die Künstlerin gut aufgehoben: "Die Menschen hier sind sehr freundlich und akzeptieren uns. Es gibt hier eine Mischung von unterschiedlichen Kulturen: Syrer, Türken, Menschen aus Osteuropa."