Oswald Oberhuber im 21er Haus
Erstmals in seiner künstlerischen Gesamtheit ist Oswald Oberhuber derzeit in einer großen Retrospektive im 21ger Haus ausgestellt. "Besser spät als gar nicht" sagte heute Belvedere-Direktorin Agnes Husslein anlässlich dieser Geburtstagsschau des 85-jährigen Künstlers.
8. April 2017, 21:58
APA/BELVEDERE WIEN
Oberhuber, der von 1973 bis 1978 die Galerie Nächst St. Stephan leitete, war zwölf Jahre lang Rektor an der Hochschule für angewandte Kunst. In Erinnerung sind vielleicht noch seine "Gerümpelplastiken" aus den 50er Jahren und die Skulptur "Haus im Haus", die er 1972 bei der Biennale in Venedig zeigte. Die aktuelle Ausstellung im 21ger Haus ist die erste große Retrospektive des Künstlers, auch wenn ihm 2006 anlässlich seines 75. Geburtstags eine umfassende Schau in der Wiener Secession gewidmet war.
Kulturjournal, 8.3.2016
Von zeitlosen Kindern
Der "wilde Hund" der späten 1960er und 70er Jahre, wie der damals genannt wurde, ist Oswald Oberhuber nicht mehr mit seinen 85 Jahren. Ganz ruhig sitzt er da, mit den Händen im Schoß und dem irgendwie zeitlosen Gesicht, das zugleich brutal und babyhaft porzellanartig aussieht: die stechenden hellen Augen eingerahmt von einer klar konturierenden Glatze. Eine Glatze wie sie Babys haben oder auch alte Männer. Dieses Gesicht blickt dem Besucher auch rundherum von den unterschiedlichen Gemäldeserien "Ich als Kind" entgegen. Auf die Frage, ob diese Selbstporträts der Versuch seien, auf ewig jung zu bleiben, antwortet Oberhuber: "Diese Kinder sind eigentlich alte Kinder; sie haben zwar alle äußeren Zeichen ihrer Kindhaftigkeit, aber eigentlich schauen sie als Kinder furchtbar alt aus - zeitlos."
Im hellen Kunst-Universum
In den lichten Räumen des 21ger Hauses betritt man zwischen von Oberhuber entworfenen Kleidern und der kleinen, 1949 entstandenen Skulptur "sehr heiter" ein helles und unglaublich vielseitiges Kunst-Universum, in dem man auf Assemblagen und Collagen trifft, auf Schrift- und Zahlenbilder, große Tucharbeiten und jede Form von Malerei und Zeichnung. Gleich am Eingang stößt man auf Bronzeplastiken, die eine kunsthistorisch Erfindung von Oswald Oberhuber darstellen: Indem er mit bloßen Fingern in Ton gegraben hat, ohne hinzusehen, hat er die gestisch impulsive Kunstrichtung des Informel in die Plastik übertragen.
In den großen flächigen Mund- und Zahnbildern späterer Jahre hat er dann die Pop-Art reflektiert. Man sieht darauf jeweils den weit aufgerissenen Mund des Künstlers und seine Zähne in knalligen Farben. Oberhuber erzählt, der Impuls für diese Bilderserie kam von jahrelang unbehandelten Zahnschmerzen.
Nähe zu den Wiener Aktionisten
Auch wenn Oswald Oberhuber sich nicht zu den Wiener Aktionisten zählt, er war doch eng befreundet mit ihnen. So war er etwa bei der Aktion dabei, die er als die Geburtsstunde des Wiener Aktionismus bezeichnet. Damals, als Otto Mühl, frustriert, weil er eine Galerieausstellung nicht bekommen hatte, begann seine Möbel in der Augartenstraße aus dem Fenster zu werfen.
Mit Otto Mühl, dem inzwischen verstorbenen Leiter der Mühl-Kommune im Burgenland, der 1990 wegen Kindesmissbrauch und Drogendelikten zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde, war Oswald Oberhuber bis zum Schluss befreundet. Sein Kommentar zu Otto Mühl als Künstler: "Er hat eine gewisse Vielfalt, die kann man positiv oder negativ sehen."
Würdigung des Künstlers
Die Ausstellung im 21ger Haus zeigt den Ausstellungsmacher und Lehrer Oswald Oberhuber nun erstmals ausschließlich in seiner Rolle als Künstler. Es ist der erste Schritt, um Oswald Oberhuber, der bisher von Museen kaum gesammelt wurde, in der Kunstgeschichte zu verankern. Dazu soll auch der umfassende Katalog beitragen, in den alle wesentlichen Werkgruppen Eingang gefunden haben.
Service
21er Haus - Oswald Oberhuber
9. März bis zum 26. Juni 2016