Von Brandon Stanton

Humans of New York

Im Jahr 2010 startete Brandon Stanton ein Projekt: Er wollte eine Art Katalog der Stadtbewohner anlegen, mindestens 10.000 New Yorker fotografieren und kurze Zitate von ihnen aufschreiben. "Humans of New York" heißt das gigantische Projekt, aus dem sich ein berühmter Blog entwickelte. Das aus dem Projekt hervorgegangen Buch wurde in den USA zu einem Bestseller. Jetzt ist das es "Humans of New York. Die besten Stories" auch auf Deutsch erschienen.

Kontext, 18.3.2016

Um seine Models aus der Reserve zu locken, stellt Stanton ihnen Fragen wie: Was war der glücklichste Moment deines Lebens? Was war dein schlimmstes Erlebnis? Worauf bist du besonders stolz? Mit Verlaub: Wer solche Superlativ-Schablonen, im 10 bis 20-Minutentakt über Menschen stülpt, kann nicht viel mehr als belanglose Klischeetörtchen backen.

Nach einiger Zeit der Lektüre geht der Reigen der angeblich "besten Stories" ziemlich auf die Nerven. Ob witzig, sentimental oder berührend: in dieser Serienproduktion des Individuellen sticht kaum ein Gesicht, kaum eine Geschichte wirklich heraus; die ausgestellte Vielfalt wirkt eher bedrückend monoton, sie entkommt der sprichwörtlichen Anonymität der Großstadt nicht.

Es mag sein, dass 15 Millionen Menschen dem Blog von Brandon Stanton folgen, wie es im Vorwort des Buches heißt. Es mag auch sein, dass viele der Geschichten zu Crowdfunding führten und Menschen halfen. Aber ein gutes Fotobuch ist "Humans of New York" deshalb noch nicht.

Service

Brandon Stanton, "Humans of New York. Die besten Stories", Riva Verlag