OstLicht: Jimmy Nelsons Ureinwohner-Porträts

Seit Jahren bereist der englische Fotograf Jimmy Nelson die Welt abseits von Touristenrouten, um Angehörige indigener Völker zu porträtieren, deren Land und Lebensweise bedroht sind. Das Resultat kann man in einer Ausstellung in der Wiener Galerie OstLicht, in der ehemaligen Anker-Brotfabrik im zehnen Bezirk sehen.

  • Mann im Pelz mit einem Adler

    Ergalim
    Altantsogts, Bayan Oglii, Mongolia, 2011
    (Bildausschnitt)

    Jimmy Nelson Pictures B.V.

  • Ni Vanuatu Men

    Ni Vanuatu Men, Rah Lava Island
    Torba Province, Vanuatu Islands 2011
    (Bildausschnitt)

    Jimmy Nelson Pictures B.V.

  • Maasai

    Maasai
    Sarbori, Senengeti, Tanzania 2010
    (Bildausschnitt)

    Jimmy Nelson Pictures B.V.

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Morgenjournal, 23.3.2016

"Before They Pass Away" (Bevor sie aussterben) nennt Jimmy Nelson sein Projekt. Es ist das Resultat von langjährigen Reisen, die der 48-Jährige seit 1967 unternommen, und in denen er außergewöhnliche Landschaften und ebensolche Menschen kennengelernt hat. Erst 2010 fühlte er sich reif genug, was er gesehen und erlebt hat, zu kommunizieren. "Ich sehe mich nicht als Fotograf oder Filmemacher, sondern - ohne missionarisch sein zu wollen - eher als eine Art Bote. Ich hatte an vielen dieser Orte so besondere Begegnungen und Erlebnisse, dass ich sie teilen wollte. Ich zeige sie mit sehr einfachen, zweidimensionalen Fotos, die ich so idealistisch, romantisch, schön und letztlich ikonisch wie nur möglich gestalte."

"Inszenierte" Bilder von Sibirien bis Kenia

In 40 Ländern war Jimmy Nelson in den letzten vier Jahren unterwegs, von Sibirien bis Kenia, von der Mongolei bis Neuseeland oder Tibet. Jimmy Nelson betont ausdrücklich, dass es sich um inszenierte Bilder handelt. Die Menschen tragen ihren traditionellen Schmuck, ihre Bemalungen und Tätowierungen sowie Waffen. Und somit, betont der Künstler, erübrige sich die Kontroverse, die es um seine Bilder gegeben hat bzw. gibt: Vorgeworfen wird Nelson, er gebe kein authentisches Bild dieser Völker wieder, das ihrer Lebensrealität entspräche.

"Mein erklärtes Ziel ist es, sie auf einen Sockel zu stellen, sie zu Ikonen zu machen", sagt Nelson. "Dazu nehme ich mir viel Zeit: Ich lebe eine Woche mit ihnen und wir besprechen, welches Bild sie von sich haben möchten, und so werden sie präsentiert. Da geht es um Zeit und Respekt. Sie einfach mit meiner Kamera zu überfallen, wäre ein Mangel an Respekt. In dem einen Fall ist das Bild mit Zeit, Respekt und Würde gemacht, im anderen ist es ein gestohlenes Bild!"

Jimmy Nelson arbeitet bei seinen Reisen mit einer 50 Jahre alten 4x5 Laufbodenkamera. Nicht nur, dass man da eine sehr gute Bildqualität erreicht, er gibt auch einen anderen Aspekt, sagt Jimmy Nelson: "Der ganze Prozess - dass man da festsitzt, schwitzt, heult, im Dreck steckt - zeigt auf gewisse Weise deine Menschlichkeit, deine Leidenschaft, deine Exzentrizität. Und je mehr du deine Seele, deine Persönlichkeit zeigst, umso besser wirst du Bekanntschaft schließen!"

2013 wurde das Projekt "Before They Pass Away" als großformatiges Fotobuch publiziert. Es verkaufte sich bisher 70.000 Mal und wurde mit dem goldenen deutschen Fotobuchpreis ausgezeichnet. Buch und Bilder sind übrigens in der Ausstellung auch käuflich zu erwerben. Inzwischen bereitet Jimmy Nelson den zweiten Teil seines Projekts vor.

Service

OstLicht - Jimmy Nelson. Before They Pass Away
23. März - 30. April 2016