Paris will mehr Solidarität gegen Terror

Ein ganz besonderes Echo fanden die gestrigen Terroranschläge von Brüssel in Paris. Dort sind die Wunden der Attentate vom 13. November 2015 kaum vernarbt - entsprechend reagiert haben gestern die Pariser Bürgermeisterin, der Premierminister, Staatspräsident Hollande und auch die Bevölkerung - wobei unterschwellig klar wurde: Frankreich wünscht sich mehr gesamteuropäische Solidarität im - wie es in Paris seit Monaten genannt wird - „Krieg“ gegen den islamistischen Terror.

Morgenjournal, 23.3.2016

Aus Paris,

Bürgermeisterin Anne Hidalgo und fast der gesamte Pariser Gemeinderat gestern Abend vor der Pforte zum Rathaus und vor drei großen belgischen Fahnen - in der Ferne der Eiffelturm in den belgischen Nationalfarben , an den öffentlichen Gebäuden der Hauptstadt die Trikolore auf Halbmast , hunderttausende in der Stadt, die sich daran erinnerten, wie sie den Freitag den 13. November erlebt hatten, doch nur ein paar hundert Pariser waren dem Aufruf ihrer Bürgermeisterin zu einer Schweigedemonstration als Hommage an die Opfer von Brüssel gefolgt waren: Wir sind beunruhigt, der 13. November bleibt natürlich in Erinnerung. Es geht einem schon durch den Kopf, wenn man an einem Bahnhof ist oder auch anderswo.

Und wie im November spekulierten wieder Terrorexperten in den Studios aller Fernsehanstalten über die Hintergründe und über die Zusammenhänge mit den Pariser Attentaten: Es ist schon frappierend, dass das einige Tage nach der Verhaftung von Abdeslam stattfindet, so der eine und ein anderer: Natürlich gibt es Verbindungen zu Frankreich, welcher Art und wie intensiv, weiß man noch nicht, so ein anderer .

Im Land, in dem mit Sicherheit bis über die Fußballeuropameisterschaft hinaus der Ausnahmezustand herrschen wird und der von gut 70% der Franzosen befürwortet wird , gewöhnen sich immer mehr Bürger an die Sicherheitsmaßnahmen im Alltag, die gestern noch einmal verschärft wurden - 1.600 zusätzliche Polizisten brachte der Innenminister zum Einsatz. So mancher, etwa am Pariser Flughafen Orly, wünscht sich sogar noch mehr Kontrollen: Was da jetzt in Belgien passiert ist schrecklich. Man müsste uns schon am Eingang des Flughafens kontrollieren. Hier können wir einfach reingehen. Hätten wir Bomben, können wir alles in die Luft jagen, so eine 60 jährige Frau.

An höchster staatlicher Stelle in Frankreich griff man nur Stunden nach den Brüsseler Anschlägen erneut - wie schon seit Monaten - zur Kriegsrhetorik. Premierminister Valls: Wir stehen im Krieg . Wir erleiden in Europa seit mehreren Monaten Kriegshandlungen. Angesichts dieses Kriegs bedarf es der permanenten Mobilisierung.

Und Staatspräsident Hollande betonte: Der Terrorismus hat Belgien getroffen, aber Europa war das Ziel. Wir stehen vor einer globalen Bedrohung, die erfordert, dass man darauf global antwortet. Der Krieg gegen den Terrorismus muss in ganz Europa geführt werden, mit den nötigen Mitteln, besonders was die Nachrichtendienste angeht.

Frankreichs Präsident ließ im Lauf des Tages mehrere Male durchblicken, dass er sich von den europäischen Partnern mehr konkretes Engagement im Kampf gegen den Terror erwartet - ganz Europa müsse sich endlich bewusst werden, dass es in seiner Gesamtheit angegriffen wird für das, was es ist, auf Grund der hier herrschenden Werte und Freiheiten.