Bibelessay zu Lukas 24, 13 – 35

Was muss geschehen, um an Auferstehung zu glauben? Was war nötig, um die Jüngerinnen und Jünger davon zu überzeugen, dass dieser Jesus von Nazareth, der am Kreuz gestorben war, lebt – dass Gott ihn nicht im Tod gelassen hat?

Es muss ein außerordentliches Ereignis gewesen sein, davon könnte man ausgehen. Das Kreuz war für die Anhänger Jesu eine Katastrophe. Für Jesus hatten sie ihr Leben verändert, so beschreibt es Lukas in seinem Evangelium. Sie hatten alles hinter sich gelassen, was ihnen vorher wichtig und teuer war, weil sie dachten, dass in diesem Jesus Gott nahe gekommen sei. Dann aber stirbt dieser Jesus am Kreuz, und dieser Tod konnte in keiner Weise positiv besetzt werden. Er taugte nicht zum Märtyrertod. Denn, so steht es in den Heiligen Schriften, im Buch Deuteronomium Kapitel 21: Ein am Pfahl Gehängter ist von Gott verflucht. Damit hat das Kreuz gezeigt, dass sie einem Irrtum aufgesessen waren. In einem, der am Pfahl hängt, konnte Gott nicht nahe gekommen sein. Warum aber verkündeten die Jüngerinnen und Jünger dennoch schon bald nach dem Tod, dass eben dieser Jesus auferstanden sei?

Die Geschichte von den Emmausjüngern gibt dafür eine in der Welt des Textes plausible Erklärung. Jesus ist ihnen erschienen. Er ließ sich sehen, er wurde gezeigt – so heißt es in den ältesten Formulierungen des Auferstehungsglaubens. In der Emmausgeschichte ist dies plastisch ausgemalt. Zwei Jünger sind auf dem Weg nach Emmaus. Sie sind aufgewühlt von den Ereignissen der letzten Tage. Ihre Hoffnungen sind enttäuscht. Gleichzeitig beunruhigen sie die Berichte einiger Frauen, sie hätten Jesus lebend gesehen. Auf dem Weg stößt Jesus zu ihnen, geht und isst mit ihnen. Schließlich war es das Brechen des Brotes, an dem sie ihn erkannt haben. Und dann war er auch schon weg. Ein wunderbares Ereignis also war nötig, um den Glauben an Auferstehung zu begründen.

Doch liefert die Emmausgeschichte auch noch eine andere Erklärung. Während Jesus mit den beiden Jüngern wandert, legt er ihnen die Heiligen Schriften aus und weist ihnen nach, dass ihre Verzweiflung unbegründet ist. Gott würde diesen Jesus nicht im Tod lassen. Hätten sie die Schriften richtig verstanden, dann hätten sie es wissen können. Ohne jede Erscheinung. Einfach aus dem Vertrauen heraus, dass Gott so ist, wie er sich Israel immer gezeigt hat – ein zugewandter Gott, auf der Seite der Armen und Schwachen.

Ebenso ist Gott in Jesus spürbar geworden. Er hat geheilt und gesättigt, Sünden vergeben und neue Möglichkeiten aufgezeigt. Er hat deutlich gemacht, dass das Nahekommen Gottes Veränderung bedeutet. Damit hat es etwas Revolutionäres. Es ruft den Widerstand derjenigen hervor, die sich eingerichtet haben und deshalb keine Änderungen wollen. Obgleich selbst gewaltlos, provoziert es Gewalt. Die Hinrichtung am Kreuz hat das Leben Jesu abgebrochen. Unter den Bedingungen dieser Welt ist es Fragment geblieben. In den Augen Gottes aber bleibt es dennoch gültig. Eben das hätten die Jünger wissen können – dass Gott ein solches Leben vollenden würde.