Steuerparadies Delaware

Die Panama-Papers sind längst nicht ganz aufgearbeitet. Aber eines fällt nach dem bisher Bekannten auf: die Firmen und Milliardäre aus den USA fehlen weitgehend. Experten haben dafür eine relativ einfache Erklärung: Amerikaner haben es nicht nötig, nach Panama zu gehen, den Service gibt es auch zu Hause.

Morgenjournal, 9.4.2016

Aus den USA,

Unternehmensgründung schnell, unkompliziert und ohne viele Nachfragen? Was Panama kann, können die USA schon lange. Bundesstaaten wie Delaware, Nevada und Wyoming bieten alles, was man sich wünschen kann, wenn man viel Geld hat und Diskretion sucht.

Amerikaner könnten ihre anonymen Briefkästen auch hier einrichten, sagt Richard Phillips vom Institut für Steuern und Wirtschaftspolitik, das sich für Steuergerechtigkeit in den USA einsetzt. Gerade etwas mehr als 200 US-Amerikaner sind bisher in den Panama Papers fest gemacht worden. Die Kanzlei Mossack-Fonseca aus Panama hat allerdings in Nevada hunderte Unternehmen eintragen lassen. Was Delaware, Nevada und andere Bundesstaaten bieten, ist viel Anonymität für wenig Aufwand. Innerhalb eines Tages steht die Briefkastenfirma.

Besonders Delaware, der kleine Bundesstaat an der Ostküste, ist bekannt für seine Unternehmerfreundlichkeit. Hingehen, Gebühr zahlen, der Rest wird schnellstens erledigt. Ob die angegebene Identität stimmt, würde niemand so genau prüfen, sagt Richard Phillips. Und Kontaktperson ist dann ein Treuhänder, der über Besitzverhältnisse keine Auskunft geben könne.

Der Vorteil davon ist, dass man damit eine US-Adresse hat, ohne die Punze von einschlägig bekannten Orten wie den Caymans oder den British Virgin Islands. Bei den USA denkt man nicht gleich an einen zwielichtigen Finanzplatz.

Eine einschlägig bekannte Adresse ist ein unscheinbarer Bau in Wilmington, dem Wirtschaftszentrum Delawares. Mehr als 200.000 Firmen sind hier registriert. Nur eine Treuhandfirma, Tochter eines niederländischen Konzerns, hat hier tatsächlich ein Büro.

Neben zahllosen Briefkastenfirmen haben in Delaware allerdings auch Riesen wie Apple, General Motors oder Toys R Us einen Sitz. Denn Delaware spart auch Steuern, indem etwa Einnahmen aus Patenten und Lizenzen gar nicht belastet werden.

Das bewirkt, dass Einkommen aus anderen Staaten abgezogen und nach Delaware verschoben werden. Dort bleibe das dann unbesteuert, was den Firmen zig Millionen Dollar erspare.

Alle Versuche anderer Bundesstaaten, dieses System zu knacken, sind bisher gescheitert. Präsident Barack Obama versucht jetzt Firmen aufs Korn zu nehmen, die zur Steuervermeidung ihre Headquarter ins Ausland verlegen. Von Delaware ist keine Rede.