Bernie Sanders im Vatikan

Mitten im Wahlkampf um den wichtigen US-Bundesstaat New York düst der demokratische Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders heute nach Rom. Der Grund ist eine Einladung zu einer Wirtschafts- und Umweltkonferenz im Vatikan, bei der der Senator hofft, auch den Papst zu treffen. In den USA und in Rom sorgt die Sinnhaftigkeit dieses Plans aber für Stirnrunzeln.

Morgenjournal, 15.4.2016

Gestern Abend ein TV-Bürgerforum mit New Yorkern, und danach gleich ins Flugzeug nach Rom. Es ist eine ungewöhnliche Reise für Bernie Sanders, vier Tage vor der entscheidenden Vorwahl in seiner Heimat New York, einem der wichtigsten und delegiertenreichsten Bundesstaaten in diesen Vorwahlkampf.

Dass der Senator nun alles liegen und stehen lässt, für einen 15-minütigen Vortrag im Vatikan, mit wenig Aussicht auf eine Audienz beim Papst, ist sogar für Sanders' engste Mitarbeiter eine Rätsel. Doch Sanders sagt, eine solche Gelegenheit sollte man sich nicht entgehen lassen.

Sanders, selbst ein Jude, macht aus seiner Bewunderung für das Oberhaupt der katholischen Kirche kein Geheimnis. „Ich bin ein riesengroßer Fan“, sagt Sanders. „In manchen Dingen bin ich natürlich anderer Meinung, was Frauen- und Homosexuellenrechte betrifft. Aber er kämpft gegen den Klimawandel, er schafft Bewusstsein für die wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten auf der Welt, die Gier. Er erinnert an die, die vom Wirtschaftssystem ausgeschlossen werden.“

Im Vatikan heißt es zwar, nicht der Papst habe Sanders eingeladen, sondern der Präsident der Päpstlichen Akademie - und auch eine Audienz sei nicht vorgesehen, für Sanders wäre eine Begegnung dennoch eine Sensation.

Und sie hätte Wirkung, glauben Wahlkampfexperten. Immerhin ist jeder 5. Amerikaner katholisch - und unter den Demokraten unter ihnen halten 70% Hillary Clinton für eine gute Präsidentin, von Sanders sagen das nur 46%. Ein Foto mit dem Papst könnte da vielleicht helfen, und auch Sanders Image als Staatsmann bekräftigen.

Doch genau das sorgt wiederum in Rom für Widerstand. Die Organisatorin der Konferenz meinte gegenüber Medien, der Präsidentschaftskandidat hätte sich selbst eingeladen, um die Veranstaltung zu einem politischen Event zu machen - widerrief das aber später wieder.

Sanders habe keinerlei politischen Hintergedanken, kontert sein Wahlkampfmanager Jeff Weaver. „Bernie Sanders mag den Papst einfach, die beiden haben viele Gemeinsamkeiten wenn es um Wirtschaftsethik geht und er war sehr geehrt, als er eingeladen wurde.“

Sanders Stippvisite in Rom sorgt aber auch für Kritik an Papst Franziskus. Der betont zwar immer, er wolle sich aus dem US-Wahlkampf heraushalten. Aber schon bei seinem Besuch in Mexiko im Februar konnte er sich nicht zurückhalten, den republikanischen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump als "unchristlich" zu kritisieren. Nun laufe Franziskus Gefahr, sich ein zweites Mal in den Wahlkampf einzumischen, sagen die Kritiker.

Und so wird Bernie Sanders wohl ohne Papstfoto zurückkehren. Schon am Samstag wird er wieder zurück in New York sein, mitten im Trubel des Vorwahlkampfes.