Ecuador: Opferzahl steigt weiter

Nach dem schweren Erdbeben in Ecuador Samstagnacht steigt die Opferzahl weiter. Mindestens 270 Menschen sind ums Leben gekommen, mehr als 2.500 wurden verletzt. Unter den Trümmern in den zerstörten Städten an der Pazifikküste liegen aber noch zahlreiche Vermisste.

Morgenjournal, 18.4.2016

Ein Mann sitzt auf den Trümmern seines ehemaligen Hauses und ruft nach seinen Verwandten. Kinder, Frau, eine Cousine und deren Tochter, insgesamt neun Familienmitglieder vermisst er.

In der Hafenstadt Manta mit ihren 200.000 Einwohnern sind ganze Stadtteile zerstört. Überlebende sind verzweifelt. Sie wissen nicht, wo sie anfangen sollen zu suchen, die Rettungskräfte, so sagen sie, auch nicht: Niemand hilft. Sie sagen, dass die Suchhunde kein Lebenszeichen gefunden hätten, und anscheinend sind sie schon wieder weitergegangen.

Dabei ist Manta fast 140 Kilometer vom Epizentrum des Erdbebens entfernt. In Pedernales weiter nördlich zeigen die Bilder des ecuadorianischen Fernsehsenders Teleamazonas ein Bild völliger Zerstörung. Hunderte Häuser sind eingestürzt, darunter viele Hotels, die am Wochenende gut besucht waren. Der Bürgermeister fürchtet, dass es allein in seiner Stadt mehrere hundert Tote geben könnte. Viele Häuser sind eingestürzt und es gibt keine Zeichen von Überlebenden

Es fehlt an Wasser, an Essen und Medikamenten, der Strom ist ausgefallen. Das kleine Gesundheitszentrum der Stadt kann wenig ausrichten.

Inzwischen hat die Regierung 240 Mediziner und 14.000 Sicherheitskräfte in die am meisten betroffenen Regionen abkommandiert. In Pedernales haben Soldaten ein Feldspital in einem Stadion aufgebaut. Aus Kolumbien, Mexiko und Venezuela sind ebenfalls Hilfskräfte unterwegs.

Präsident Rafael Correa hat einen Europabesuch abgebrochen und ist gestern Abend in dem vom Erdbeben betroffenen Gebiet eingetroffen. Sein Vizepräsident Jorge Glas hatte schon zuvor zur Ruhe aufgerufen. Priorität ist die Rettung von Überlebenden und die Versorgung der Verletzten. Wenn wir Ruhe bewahren, werden wir auch das meistern.

Ecuador liegt am sogenannten pazifischen Feuerring mit hunderten aktiven Vulkanen. Von Erdbeben wird das Land immer wieder erschüttert. Das Beben von Samstagabend mit der Stärke 7.8 auf der zehnteiligen Richter-Skala war das heftigste seit fast vierzig Jahren. Inzwischen hat es mehr als 160 Nachbeben gegeben.