Republikaner müssen sich mit Trump anfreunden

Vor einigen Monaten schien es noch undenkbar, nun wird es zur Gewissheit: Donald Trump wird der Kandidat der Republikanischen Partei bei der US-Präsidentschaftswahl sein, der gegen Hilary Clinton antritt. Nun muss sich die Partei damit anfreunden, alle Kräfte hinter den ungebliebten Emporkömmling zu werfen.

Donald Trump

APA/AFP/DAVID MCNEW

Mittagsjournal, 4.5.2016

"Never Clinton" als neues Motto

Noch fehlen Trump 184 Delegierte, die er in den nächsten Wochen einsammeln wird. Doch seit Mittwochnacht kann ihm niemand mehr die Nominierung wegnehmen. Cruz, der in der Partei genauso unbeliebt wie Trump, aber das letzte Bollwerk gegen ihn war, gab auf. "Ich habe gesagt, dass ich weitermache, so lang ich einen gangbaren Weg sehe. Nun muss ich leider sagen, dieser Weg ist zu ende. Schweren Herzens beende ich meinen Wahlkampf", so Cruz nach seiner Niederlage.

Führende Republikaner hatten alles getan, um Trump zu verhindern. "Never Trump", niemals Trump, war ihr Motto - jetzt ist alles anders. Der Vorsitzende des Nationalen Parteiausschusses, Reince Priebus, bestätige auf Twitter: "Donald Trump wird unser Kandiadt sein. Wir müssen einig hinter ihm stehen, um gegen Hillary Clinton zu gewinnen." Neues Motto: "Never Clinton".

Wahlausgang doch noch offen?

"Ich danke Reince Priebus, er hat keinen leichten Job", erklärte Trump. Priebus habe am Anfang 17 Kandidaten mit großen Egos gehabt, nun sei offensichtlich nur ein Ego übrig geblieben. Trump schien selbst fast überwältigt, dass sein erbitterter Gegner Cruz verloren hatte und streute ihm Rosen, nachdem er ihn zuvor noch als Lügner beschimpft hatte.

Nun konzentriert er sich auf die "echte Gegnerin" Clinton. Sie wäre eine schlechte Präsidentin, so Trump. Aber kann er gegen sie gewinnen? Viele Umfragen und Experten sagen nein. Clinton führt deutlich in vielen Staaten und bei vielen Wählerschichten. Aber was Umfragen und Experten gelten, zeigt Trumps phänomenaler
Erfolg bei den Wählern. Der totale Außenseiter räumte ab wie noch kein Kandidat vor ihm. Er konnte den ganzen Unmut enttäuschter Amerikaner für sich nützen und erreichte das Undenkbare. Warum nicht auch bei der Wahl Im November? Nichts scheint mehr unmöglich in diesem politischen Lotto.

Überschwängliche Worte von Trump

Während Trump jetzt ungebremst nach vorne stürmen kann, wird Clinton weiter behindert durch Bernie Sanders, der wieder gegen sie gewann und bis zum Parteitag weitermachen will. Er spricht mit seiner Botschaft der Erneuerung und eines gerechteren Amerika Wählerschichten an, die Clinton nicht erreichen kann, und schadet ihr damit. Er wird sie nicht besiegen, aber er möchte, dass die Bewegung, die er geschaffen hat, beim Parteitag kräftig mitspielt.

Donald Trump ist jedenfalls fix als Clintons Herausforderer. Im Überschwang des Sieges geht es gleich ein bisschen mit ihm durch. "Dieses Land, das innerlich so zerrissen ist, es wird ein geeintes, wunderschönes, liebendes Land sein. Wir werden einander lieben und schätzen und uns umeinander kümmern", so Trump. Er hatte schon viele unerhörte Dinge gesagt, aber das geht jetzt doch vielleicht ein bisschen weit.