Erinnerungen an die Schubertiade

Ohrenöffner hinterm Arlberg

Selten ist ein Festival so sehr und über Jahrzehnte hinweg mit einer Person verbunden wie die Schubertiade in Vorarlberg mit ihrem künstlerischen Leiter Gerd Nachbauer.

Als Student in den frühen 1970er Jahren hatte er die Vision, ein Klassikfestival in seiner Heimat Hohenems zu gründen, und nahm Kontakt mit dem Sänger Hermann Prey auf. So entstand die Schubertiade. 1976 ging die erste Ausgabe über die Bühne: Konzerte mit Christa Ludwig, Peter Schreier, dem Melos Quartett, Jörg Demus und natürlich dem Mitbegründer Hermann Prey standen damals auf dem Programm. Seit 1981 ist Gerd Nachbauer der alleinige künstlerische Leiter des international renommierten Festivals. Nach 40 Jahren ist er immer noch das Herz und die Seele "seiner" Schubertiade.

Wenn ein Abend das Leben verändert

Ich war 15 und bekam eine Karte für ein Konzert der Schubertiade geschenkt. Davon, was mich bei so einem Liederabend erwarten würde, hatte ich damals keine wirkliche Vorstellung. Auf meiner Eintrittskarte stand: Markus Hinterhäuser (Klavier), Brigitte Fassbaender (Mezzosopran). Die älteren Besucher/innen im Foyer fachsimpelten, ich verstand nicht, wovon sie redeten. Ich setzte mich in die hinterste Reihe und war seltsam aufgeregt. Dann kam sie auf die Bühne, in langem weißen Gewand, und nach wenigen Sekunden schlug der Blitz bei mir ein. Brigitte Fassbaender, Schubert, "Schwanengesang". Vielleicht kann ein Konzerterlebnis nur so prägend werden, wenn man es als wirklich junger Mensch erlebt.

Ab dann verfolgte ich die Programme der Schubertiade genau. Ich war dankbar, dass es hier, hinter den Bergen, ein Festival gab, das mir solche Aufregungen zu bieten hatte. Damals, Ende der 1980er Jahre, war das Kulturangebot auf dem Land ja noch nicht so breit. Es folgten weitere unvergessene Konzerterlebnisse als Teenager: der wunderbare Peter Schreier etwa. Nie werde ich die ganzkörperlich empfundene Entspannung vergessen, die sich einstellte, weil dieser Mensch so wortdeutlich singen konnte, dass man keine Sekunde darüber nachdenken musste, ob man nun verstand, was er sang.

Oder Dietrich Fischer-Dieskau. Was für ein unfassbares Ausloten der Wörter, der Silben, der Bedeutungen, der Tonfärbungen. Bei ihm nahm ich damals allen Mut zusammen und holte mir mein erstes und einziges Autogramm. Manchmal sah ich in den Pausen im Foyer einen Herrn, der sich mit Künstler/innen unterhielt. Es hieß, das sei Gerd Nachbauer. Seit er das Festival 1967 gemeinsam mit Hermann Prey und Christian Lange gegründet hat, ist es eine Unternehmung mit höchstem künstlerischen Anspruch.

Radioschubertiade

Wie jedes Jahr findet die Schubertiade nicht nur in Hohenems und in Schwarzenberg statt, sie findet auch auf Ö1 statt. Radiohörer/innen erwarten 16 Liederabende und Konzerte. Dabei werden wir wunderbaren "alten" Bekannten begegnen wie dem Pianisten Paul Lewis und den Baritonen Christian Gerhaher und Gerald Finley. Es wird aber auch spannende Begegnungen mit jüngeren Musiker/innen geben, wie mit dem Vorarlberger Pianisten Aaron Pilsan oder dem slowakischen Tenor Pavol Breslik. Jedenfalls 16 Gründe für Musikliebhaber/innen, sich auf das Radiohören und auf Schubert zu freuen!

Service

Schubertiade