Neue Gelsenarten in Österreich potenziell gefährlich
Mit dem Sommer kommt die Gelsenzeit. Insgesamt drei neue eingewanderte Gelsenarten haben Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien in Ostösterreich gefunden. Manche Arten könnten gefährliche Krankheiten wie das West-Nil-Fieber übertragen, doch die Wissenschaftler beruhigen: Damit ein Virus übertragen wird, müsse es auch in großer Zahl vorkommen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 6.5.2016
Japanische Buschmücke bald heimisch?
Gleich 46 verschiedene Stechmückenarten gibt es in Österreich. Welche Gelse genau gerade versucht unser Blut zu saugen, lässt sich für einen Laien nur schwer sagen. Hans-Peter Führer von der Veterinärmedizinischen Universität in Wien hat die Gelsenbestände dafür genetisch untersucht und dabei auch nichtheimische Arten gefunden.
"Von höchster Bedeutung ist der Fund der japanischen Buschmücke im Südburgenland", sagt Führer im Ö1-Mittagsjournal. Denn sie komme nicht aus tropischen Gebieten, sondern aus Ostasien - einem Lebensraum, der vom Klima her Österreich ähnlich ist. "Daher ist diese Stechmückenart vermutlich die allererste invasive Stechmückenart, die sich in Mitteleuropa fix etablieren wird", so Führer.
Gesundheitssystem "verhindert" Übertragungen
Die japanische Buschmücke ist ein möglicher Überträger von Enzephalitis und des West-Nil-Virus, das in manchen Fällen grippeartige Zustände auslöst und auch auf das Gehirn wirken kann.
Aber es gehe nicht nur darum, ob es Überträger für ein Virus gibt, sondern auch ob die Viren in großer Zahl vorkommen, betont Franz Allerberger, zuständig für öffentliche Gesundheit bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). In Österreich lebten zum Beispiel schon immer Mücken, die Malaria übertragen können - erst seit den 1950er Jahren sei das kein Problem mehr, so Allerberger. "Wenn bei uns unbehandelte Malaria-Patienten herumlaufen würden, würde es auch wieder zu Übertragungen kommen." Aber Österreichs Gesundheitssystem sei so gut, dass auch Unversicherte die Behandlung erhalten, und es deshalb kein Problem darstelle.
"Prävention zahlt sich aus"
Auch das West-Nil-Virus könne von der einheimischen Hausgelse übertragen werden, sieben Erkrankungen habe es bereits gegeben, so Allerberger. Ostösterreich gelte deswegen als Risikogebiet, und so würden hier Blutkonserven auf das Virus geprüft, damit es sich nicht ausbreitet. "Prävention zahlt sich jedenfalls aus", betont Allerberger.
Im Mittelmeerraum breitet sich die tropische Tigermücke aus, die vereinzelt auch schon in Österreich vorkommt, aber noch unter den kalten Wintern leidet. Sie überträgt Chikungunyafieber und Denguefieber. "Diese Krankheiten fürchten wir mehr, und deshalb möchten wir die Ansiedlung der Tigermücke verhindern", so Allerberger. Am effektivsten ginge das, wenn jeder im Kleinen darauf achtet, den Stechmücken keine Brutstätten zu bieten. "Es geht da um kleine Wasserflächen", erklärt der Experte, etwa eine Vogeltränke, die nicht ausgeleert wird, Kinderschwimmbäder und auch Untersetzer von Pflanzen. Angenehmer Nebeneffekt der Trockenlegung: weniger Gelsenstiche.