Doku über Peggy Guggenheim

Sie brannte für die moderne Kunst, sie hatte ein ausschweifendes Liebesleben, gab sich als exzentrische Gesellschaftsdame und sie legte die wohl wichtigste Sammlung der Kunst des 20. Jahrhunderts an: Peggy Guggenheim. Dem Leben und Wirken der Mäzenin ist ein neuer Dokumentarfilm gewidmet: "Peggy Guggenheim - Ein Leben für die Kunst".

Mittagsjournal, 6.5.2016

Verloren geglaubte Aufnahmen

Peggy Guggenheim war eine schillernde Persönlichkeit, sie war befreundet mit den wichtigsten Künstlern des 20. Jahrhunderts, lebte ein glamouröses Gesellschaftsleben, hatte viel Pech in der Liebe und eine tragische Familiengeschichte - idealer Stoff für eine biografische Aufarbeitung, möchte man meinen.

Regisseurin Lisa Immordino Vreeland hat im Zuge der Arbeit an ihrem Dokumentarfilm verloren geglaubte Aufnahmen von Peggy Guggenheim gefunden. Darin sieht man die Mäzenin bei einem Interview im Jahr 1978: Sie betrachtet und kommentiert ein Porträt, das der Fotograf Man Ray von ihr gemacht hat. Das Interview führte ihre Biografin Jacqueline Bogart Welt kurz vor ihrem Tod mit Guggenheim. Sie habe alles, was sie über die Kunst wisse, von Marcel Duchamp gelernt, erfährt man von der Sammlerin in einem anderen Ausschnitt.

Süchtig nach Kunst

Das Leben der Peggy Guggenheim ist eng mit den wichtigsten Entwicklungen in der bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts verbunden. Sie entdeckte und förderte Jackson Pollock, sie kaufte Werke von Künstlern wie Brancusi, Dali, den Kooning, Giacometti, Miro, Mondrian - lange bevor diese zum Kanon der modernen Kunst gehörten. Peggy Guggenheim war süchtig nach moderner Kunst - dass die Werke noch zu ihren Lebzeiten enorme Wertsteigerung erfuhren, war für sie ein eher unangenehmer Nebeneffekt.

Der neue Film hat den bereits bekannten Geschichten rund um Peggy Guggenheims Leben wenig neues hinzuzufügen - der frühe Tod des Vaters als Passagier der Titanic, die schwierige Kindheit in wohlbehüteten Verhältnissen und die Inszenierung als Rebellin, schon in früher Jugend. Anekdoten über Liebschaften mit Malern sind mit deren Bildern illustriert; die knappen Interviewpassagen mit Musik aus der Konserve unterlegt; in etwa eineinhalb Stunden zieht die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts am Auge der Betrachterin vorbei, was rasch zur visuellen Überforderung wird.

Die Liste der prominenten Protagonisten ist beeindruckend, aber lenkt nicht von der konventionellen Machart des Films ab. Neue Einblicke in Guggenheims Leben oder Aspekte ihrer Persönlichkeit darf man sich nicht erwarten. Und aktuelle Entwicklungen, wie die juristischen Streitereien der Guggenheim-Nachfahren sind wohlweislich ausgespart worden.

Service

Guggenheim