Die Bregenzer Festspiele 2016

Ein Blick über den See

In Elisabeth Sobotkas Büro im Bregenzer Festspielhaus würde man gerne arbeiten: Die große Glasfront bietet einen atemberaubenden Blick über den Bodensee. "Ich bin sehr, sehr gut angekommen hier", sagt die Intendantin der Bregenzer Festspiele, und man glaubt es ihr.

Sie strahlt Authentizität und Begeisterung aus, wenn sie vom kommenden Programm spricht. Das Spiel auf dem See, Puccinis "Turandot", geht erfolgreich in die zweite Saison. Eine Zusatzvorstellung wurde eingeplant, 60 Prozent der Karten sind bereits verkauft. Das Festspielprogramm ist umfangreicher als letztes Jahr.

Service

Ö1 Club-Mitglieder erhalten bei den Bregenzer Festspielen ermäßigten Eintritt (-10% von Sonntag bis Donnerstag)

Bregenzer Festspiele

"Hamlet" von Franco Faccio

Als ich Elisabeth Sobotka bitte, mir ihre Lieblingsprojekte aufzuzählen, nennt sie an erster Stelle: "Hamlet", im Original: "Amleto" von Franco Faccio (1840 bis 1891), nach dem Libretto von Arrigo Boito. Die Oper wurde in Europa zuletzt im Jahr 1871 aufgeführt. Die Bregenzer Festspiele stehen ja für das Heben von Raritäten und es ist schön, dass Elisabeth Sobotka diese Tradition weiterführt.

Die Entscheidung, "Hamlet" auf den Spielplan zu setzen, erfolgte erst, nachdem sich die Intendantin der Zustimmung der künstlerisch verantwortlichen Hauptakteure sicher war. Das sei für sie ein wesentlicher Festspielgedanke. Die Titelpartie wird der Tenor Pavel Cernoch singen, Olivier Tambosi inszeniert und die musikalische Leitung liegt in den Händen von Paolo Carignani.

In der "Staatsoperette" von Franz Nowotny und Otto M. Zykan werden die Themen Zwischenkriegszeit und Austrofaschismus aufgearbeitet. 1977 wurde sie ein einziges Mal im Fernsehen gezeigt; von Seiten der Kirche beider Konfessionen gab es heftige Proteste. Die geplante Bühnenfassung wurde nicht mehr realisiert. Michael Mautner und Irene Suchy haben sich der Sache angenommen, in Bregenz kommt ihre Bearbeitung der "Staatsoperette" zur Uraufführung. Die historischen Figuren (Hitler, Dollfuß, Mussolini usw.) werden von Puppen dargestellt, Nikolaus Habjan baut sie.

70 Jahre Bregenzer Festspiele

Auch die Orchesterkonzerte, eines mit dem Symphonieorchester Vorarlberg und drei mit den Wiener Symphonikern, liegen Elisabeth Sobotka am Herzen: "Ich freu' mich ganz besonders, dass der Chef wiederkommt, Philippe Jordan mit seinem Orchester, das ja auch unser Orchester ist: die Wiener Symphoniker!" 70 Jahre Bregenzer Festspiele werden heuer gefeiert und damit auch 70 Jahre Wiener Symphoniker bei den Bregenzer Festspielen.

Was die Geburtstagsfeierlichkeiten anbelangt, so gibt es statt eines Staatsaktes und vieler Reden eine Reminiszenz an den ersten Festspielsommer: Wolfgang Amadeus Mozarts "Bastien und Bastienne" wurde 1946 auf zwei Kiesfrachtern aufgeführt. Am 19. Juli kann man das Singspiel in der Interpretation durch Sängerinnen und Sänger des Opernstudios und das Symphonieorchester Vorarlberg am Gondelhafen erleben. Wieder auf Kiesfrachtern? Man komme und schaue …

Das gilt auch für Mozarts "Don Giovanni". Im vergangenen Jahr war die Produktion des Opernstudios der Bregenzer Festspiele ("Così fan tutte") einer der Höhepunkte des Programms. "Make no Noise", die österreichische Erstaufführung der Kammeroper von Miroslav Srnka, muss noch erwähnt werden oder die Reihe "Musik und Poesie".

Fast 50 Veranstaltungen werden zwischen dem 20. Juli und dem 21. August stattfinden. "Der Sommer ist ein Wahnsinn, was Anforderung und Anspannung anbelangt", sagt Elisabeth Sobotka. Sie weiß es, denn der kommende wird ihr zweiter in Bregenz sein. Aber: "Was ich mir gewünscht und vorgestellt habe, ist auch wirklich eingetreten." So soll es sein und bleiben.