Gespräch mit Sigrid Löffler
"Zombie Wars" von von Aleksandar Hemon
Der gebürtige Bosnier Aleksandar Hemon lebt seit dem Bosnienkrieg in den USA. Spätestens seit seinem international gefeierten Roman "Lazarus" gehört er zu einem der meistbeachteten Stimmen der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Das Thema seines neuesten Buches überrascht: In "Zombie Wars" wechselt er seinen sonst ernsthaften Ton und versucht sich im Fach der Satire.
8. April 2017, 21:58
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Aleksandar Hemon, "Zombie Wars", Roman, aus dem Amerikanischen von André Mumot, Knaus Verlag
Originaltitel: "The Making of Zombie Wars"
The New York Times – Book Review
Aleksandar Hemon begann erst als Erwachsener auf Englisch zu schreiben und es zu seiner Literatursprache zu machen. Sein neues Werk wirkt wie ein radikaler Bruch mit den bisherigen Themen und dem Erzählton: Er wechselt ins Komödienfach, in die Farce, in die Satire, in den Slapstick. Er lässt sich auf den amerikanischen Horror-Trash ein, und das gleich doppelt. Er führt uns den Trash vor, und zugleich die Kritik an der Trash-Kultur.
Der Roman spielt im März 2003 in Chicago. George W. Bush bereitet gerade den Irak-Krieg vor, der Einmarsch beginnt. Joshua Levin ist 33 Jahre alt, und kriegt nichts auf die Reihe. Er verdient sein Geld eher lustlos als Englisch-Lehrer für Migranten aus Russland und Bosnien, doch eigentlich versteht er sich als Drehbuch-Autor, besucht auch ein Workshop Drehbuchschreiben II, in dem lauter Versager wie er sitzen. Sie alle kommen über haarsträubend alberne Plot-Entwürfe und Skript-Ideen nicht hinaus.
Doch dann kommt Joshua eine Skript-Idee, an der er tatsächlich weiterarbeitet: "Zombie Wars". Der Held ist ein Major Klopstock, der im Alleingang die Welt der Lebenden vor der Zombie-Apokalypse retten will. Die US-Regierung, so Joshuas Einfall, habe Immigranten mit einem Virus verseucht und sie so in Zombies verwandelt, die nach amerikanischem Menschenfleisch gieren.
"Zombie Wars" ist eine schräge Farce und böse Humoreske vor tragischem Hintergrund. Aleksandar Hemon erinnert am Beispiel seiner bosnischen Asylanten noch einmal an das Flüchtlings-Thema, rückt aber die Kritik an Amerika, an dessen Geschichtsvergessenheit, Oberflächlichkeit und gedankenloser Aggressivität, in den Mittelpunkt.