Thomas Drozda wird neuer Kulturminister
Durchaus als Überraschung dürfte die Bestellung des 50-jährigen Theatermanagers Thomas Drozda als Nachfolger von Josef Ostermayer gewertet werden.
8. April 2017, 21:58
Der gebürtige Kärntner übernimmt die Agenden seines Vorgängers und wechselt von den Vereinigten Bühnen Wien, die Theater an der Wien, Ronacher und Raimundtheater umfassen, ins Bundeskanzleramt. Was kann man von diesem studierten Ökonomen erwarten und wer ist Thomas Drozda eigentlich?
Kulturjournal, 17.5.2016
APA/HELMUT FOHRINGER
Noch im Sommer des Vorjahres sagte Thomas Drozda in einem Interview mit den "Oberösterreichischen Nachrichten", dass er mit der Politik abgeschlossen habe: "Höchste Exponiertheit bei einem Sozialprestige gegen Null, das würde ich weder wollen noch aushalten", meinte er damals. Nun ist es doch anders gekommen.
Kehrtwendungen sind im politischen und im Managementbereich bekanntlich keine Seltenheit, und aus der Politik kommt Thomas Drozda letzten Endes: kulturpolitischer Berater von Vranitzky, Klima und Co., dann mit Klaus Bachler an die Spitze des ersten Theater des Landes. Das war 1998.
Schon bald hatte das Burgtheater aber mit Budgetproblemen zu kämpfen. Drozda hielt sich meist nobel im Hintergrund. 2004 sagte er bei der jährlichen Spielplanpressekonferenz: "Wir haben seit zehn Jahren keine Erhöhung bekommen; unter Umständen wird es im nächsten Jahr gelingen." Es gelang nicht. Das Burgtheater hatte immer größere Probleme, die Bundestheaterholding mit Chef Springer jonglierte mit Zahlen, als es aber später zum großen Skandal kam, war Drozda längst weg.
2008 übernahm er die Vereinigen Bühnen in Wien, beim Musical musste er da mit Intendantin Kathi Zechner zusammenarbeiten, später mit Christian Struppeck; die Kooperation mit dem Intendanten des Theaters an der Wien Roland Geyer schien reibungslos. Kämpfe um die Subventionen und die Verteilung der öffentlichen Gelder auf die verschiedenen Häuser gab es naturgemäß auch dort. Wobei man das Gefühl hat, dass Drozda die Hochkultur - also Sprechtheater und Musiktheater im klassischen Sinn - besonders liebt; aber auch das Musicalleben hat ja seine Freuden.
Drozdas Vertrag bei den Vereinigten Bühnen wäre 2018 ausgelaufen, bis vor Kurzem zeigte er sich an einer Verlängerung desselben noch sehr interessiert. Neben seiner Vorliebe an der Bühnenkunst wird Drozda auch Interesse für zeitgenössische Kunst nachgesagt. Dass er mit dem mächtigsten Mann der Bundeshauptstadt, Michael Häupl, gut kann, machte er kurz vor den letzten Wienwahlen deutlich: "Wien ist eine der lebenswertesten und tollsten Städte, und das hat mit dem Bürgermeister und seinem Team zu tun. Wien ist eine Stadt, in der Theater eröffnet und nicht geschlossen werden."
Thomas Drozda ist ein kunstaffiner, geschmeidiger Manager, der bisher gerne im Hintergrund blieb und die Fäden zog. Wenn es brenzlig wurde, war er für journalistische Nachfragen bisweilen auf Tauchstation. Das wird sich nun ändern müssen, wenn er in die erste Reihe tritt, auch wenn höchste Exponiertheit und vielleicht geringeres Sozialprestige, wie er das selbst formulierte, mit diesem Posten verbunden sind.