Von Jean-Philippe Toussaint
Fußball
Ab der WM 1998 war es um Jean-Philippe Toussaint geschehen: "Beim Elfmeterschießen habe ich gebetet und den Atem angehalten (…) Ich habe den Heiligen Antonius von Padua angefleht und im Geist Nadeln in die Waden der Gegner gestochen." Seiner spät entdeckten Passion widmet der belgische Autor und Regisseur nun ein Buch.
26. April 2017, 15:32
Service
Jean-Philippe Toussaint, "Fußball", aus dem Französischen von Joachim Unseld, Frankfurter Verlagsanstalt
Originaltitel: "Football"
Jean-Philippe Toussaint machte sich mit Romanen wie "Sich lieben" oder "Fliehen" international einen Namen. Über Zinédine Zidanes Kopfstoß gegen den italienischen Bösewicht Marco Materazzi im WM-Finale 2006 reflektierte er bereits in dem kleinen, empathischen Buch "Zidanes Melancholie". Jetzt hat Toussaint weiter ausgeholt und ein großes Buch über "Fußball" geschrieben.
Zum Spiel mit dem runden Leder gibt es eine Menge Bücher, Essays und auch Gedichte. Das Besondere an Toussaints Buch ist, dass uns der Autor diese Sportart nicht erklären will. Er deutet nicht bestimmte Spiele, interpretiert nicht Spielzüge berühmter Partien und er gibt keine Kommentare ab. Der Autor äußert sich rein persönlich, erzählt die Geschichte seines ganz eigenen Fußballfiebers.
Zitat
Ich bin Partei, ich bin streit- und kampflustig, ich beschimpfe, den Schiedsrichter, schreie ihm hinterher, beleidige ihn. Ich prangere den Gegner an. Ich lasse gewalttätigen und aggressiven Regungen freien Lauf, die normalerweise nicht zu meiner Persönlichkeit gehören. (…) Ich fühle mich wohl - nennen wir das eine Katharsis.