Ilija Trojanow im Gespräch über Sport
Vier Jahre lang hat der Autor Ilija Trojanow 80 Disziplinen mit dem Ziel trainiert, halb so gut abzuschneiden wie der Olympiagewinner von London. Das Ergebnis des sportlichen Experiments beschreibt er in seinem Buch "Meine Olympiade". Ein Gespräch über Solidargemeinschaft, den Körper und über das Scheitern.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 6.6.2016
Er ist durch afrikanische Wüsten gewandert und über antarktische Gletscher, er hat den Ganges vom Ursprung bis zur Mündung befahren, ist nach Mekka gepilgert und hat aus all dem Literatur gemacht. Wenn heuer im August in Rio de Janeiro die Olympischen Sommerspiele beginnen, dann ist der Autor des "Weltensammlers" bestens vorbereitet.
Vier Jahre lang hat Ilija Trojanow 80 Disziplinen trainiert und zwar sämtliche Herren-Einzel-Sommerdisziplinen - also 23 Sportarten - vom Kanuslalom über das Springreiten bis zum Stabhochsprung. Sein Ziel: jeweils halb so gut abzuschneiden wie der Goldmedaillengewinner von London. Das ist zwar nur teilweise gelungen, ganz und gar gelungen ist aber das Buch, das Ilija Trojanow als Ergebnis seines sportlichen Experiments gestern im Wiener Volkstheater präsentiert hat: "Meine Olympiade - Ein Amateur, vier Jahre, 80 Disziplinen".
"Das Scheitern wird in unserer Gesellschaft völlig unterschätzt", sagt Trojanow. "Ohne das Scheitern könnten wir gar nicht etwas erzielen. Ohne Scheitern wären wir nicht im tiefsten Sinne des Wortes human, weil das Scheitern eine moralische Komponente hat: die Erzeugung von Demut, von Respekt, Achtung. Aber es hat auch eine kreative Komponente, weil man nur durch das Scheitern das Areal seiner Möglichkeiten abschreitet."
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