Skulpturen von Julian Opie in Wien

Der Brite Julian Opie stammt künstlerisch aus der Bewegung "New British Sculpture", die Mitte der 1980er Jahre nicht nur in der britischen Kunstgeschichte ordentlich umgerührt hat. Die meisten der Mitglieder sind inzwischen Stars, so auch Opie. Ihm widmet die Wiener Galerie Krobath eine Ausstellung, die heute Abend eröffnet wird.

Morgenjournal, 7.6.2016

"Ein Bild muss leben"

Für Julian Opie charakteristisch sind seine an Strichmännchen erinnernden, mit dicken Linien gezeichneten Köpfe oder Silhouetten, die auch oft animiert sind. Meist schreiten sie über LED-Flachbildschirme, ganze Häuserwände oder Einkaufszentren; 2005 hatten sie sogar einen Auftritt bei der Bühnenshow der Rockgruppe U2.

Manche seiner Porträts sind extrem reduzierte Gesichter, mit Wiedererkennungswert, wie bei der Covergestaltung des Best-of-Albums für die britische Band Blur. Bei anderen, wie in der Ausstellung in der Galerie Krobath, geht die Abstraktion der Porträts weiter in Richtung Icons, die auch schon an Verkehrs- oder Werbeschilder erinnern können.

"Eigentlich kümmert es niemanden wirklich, ob ein Porträt jemand ähnlich sieht, außer vielleicht dem Auftraggeber", sagt Julian Opie. Es gehe vielmehr darum, "dass ein Bild lebendig ist, etwas Lebendiges, Reales wiedergibt. Wenn man in ein Museum geht und vor einem El Greco oder Rembrandt-Porträt steht, dann sehen die manchmal schon beängstigend lebendig aus. Und das ist die Kraft, wenn man jemand malt: nämlich dass dieses Porträt lebendig werden kann."

Mit Material und Bedeutung spielen

Und so setzt sich Julian Opie auch sehr mit Materialien auseinander, mit denen er spielt: mindestens ebenso sehr wie mit den Bildern selbst: Kunststoff, Metall, Glas und natürlich Farben, wobei er die Formen entwickelt, die dann präzise von Computern zugeschnitten und von seinen Assistenten zusammengefügt werden. Inzwischen beschäftigt er zehn Mitarbeiter.

Die Materialien stellen auch Bezüge zum Alltag her, etwa wenn er mit Glasplatten arbeitet. Dabei trägt der Künstler das farbige Bild von hinten auf. "Das ergibt eine sehr glatte Oberfläche, die an die Architektur von Flughäfen erinnern kann; dort wird ja viel Glas verwendet, etwa auch damit hinter Glaswänden sitzende Sicherheitsbeamte ungesehen überwachen können", so Opie. "So ein Glas wirkt leicht und ist doch sehr stark, ohne so aggressiv zu wirken wie Metallstangen. Das ergibt eine politische und emotionale Bedeutungsebene, derer ich mir bewusst bin, und mit der ich spiele."

"Meine Kunst soll für sich selbst sprechen"

Julian Opie hat in zahlreichen Galerien und großen Häusern wie der Londoner Tate, dem Münchner Lembachhaus, dem New Yorker MoMA, aber auch im Wiener MAK oder dem Essl Museum ausgestellt. Er hat an der Biennale von Venedig und der documenta 8 teilgenommen, und er will, dass sich seine Kunst dem Betrachter unmittelbar eröffnet.

"Wenn ich etwas mache, sollte es für sich selbst sprechen. Man sollte keinen Text oder Titel brauchen, um zu verstehen, worum es geht: Das wäre für mich wie ein Scheitern, als ob etwas fehlte!" Vor allem Kinder und Menschen aus anderen Kulturen, sollen seine Kunst verstehen. Gleichzeitig könnten so manche Menschen glauben, dass ein Werk, oberflächlich sei, so Julian Opie.

Seine Ausstellung in der Wiener Galerie Krobath wird heute Abend eröffnet und läuft bis 30. Juli.