Muslime konvertieren zum Christentum
In Österreich lassen sich immer mehr Erwachsene christlich taufen. Die meisten von ihnen sind frühere Muslime, die zum Christentum konvertieren. Sie riskieren damit Verfolgung, Gefängnis - unter Umständen sogar die Todesstrafe in ihren muslimischen Herkunftsländern. Umso besser aber sind die Chancen in Österreich Asyl zu bekommen - für die zum Christentum konvertierten Muslime. Die großen Kirchen sagen daher, sie prüfen möglichst genau, warum sich Muslime taufen lassen wollen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 8.6.2016
Die Zahl der Erwachsenen-Taufen steigt, in der katholischen und der evangelischen Kirche. Daniel Vychytil vom Referat Erwachsenen-Taufe der Erzdiözese Wien sagt: "Österreichweit waren cirka 320 Taufen letztes Jahr, heuer waren es um die 50 Prozent mit muslimischer Vergangenheit in der Diözese Wien. Es sind Studenten darunter, Leute, die schon länger hier leben und ein größerer Teil sind Muslime im Asylverfahren."
Und nach der großen Flüchtlingswelle rechnet Vychytil für nächstes Jahr mit 400 Taufen und einer Verdreifachung bei Taufen von Ex-Muslimen. In der evangelischen Kirche gibt es Schätzungen, dass sich im Vorjahr 100 bis 200 Muslime interessiert haben. Dabei droht Konvertiten in neun muslimischen Staaten die Todesstrafe - laut der katholischen Kirche. Für die islamische Glaubengemeinschaft in Österreich aber sagt deren Sprecherin Carla Amina Baghajati: "Für die islamische Glaubensgemeinschaft ist Religionsfreiheit ein ganz wichtiges Prinzip und Religionsfreiheit schließt immer und ganz selbstverständlich ein, die Freiheit die Religion zu wechseln."
Freilich gibt es Skepsis unter Muslimen. Ein Grund: "Was wir hören von christlichen Flüchtlingshelfererinnen und Helfern ist, dass manchmal Menschen von ihnen kommen und sagen, wir wollen Christen werden und merken, die Person hat keine Ahnung vom Christentum und eigentlich auch keine Ahnung vom Islam."
Laut dem Asyl-Bundesamt gibt es Asylwerber, die sich nach einem negativen Asylbescheid in erster Instanz taufen lassen und so einen Asylgrund schaffen. Ein geplantes Interview mit einem Mitarbeiter hat der Leiter des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl Wolfgang Taucher nicht genehmigt. Aber es gibt eine Stellungnahme aus dem Innenministerium. Zitat: "Es gibt Menschen mit negativ durchlaufenem Asylverfahren, die dann vorbringen, dass sie während ihres Aufenthalts in Österreich konvertiert sind und dass ihnen deshalb in ihrem Herkunftsland Gefahr drohe."
Erwachsenentaufe-Experte Vychytil meint: "Es wird sicher das geben. Nur wir als katholische Kirche haben Richtlinien, nämlich mindestens ein Jahr Vorbereitung für Muslime - also es wird sehr genau geprüft und ich glaube, dass man bei anderen Gruppen in kürzerer Zeit eine Taufe haben kann."
Gemeint sind einzelne Freikirchen. Die evangelische Kirche prüfe ebenfalls monatelang in Taufvorbereitungskursen und Konvertiten müssten mit Problemen in ihrer Familie und teils in Flüchtlingsheimen rechnen, sagt Gisela Malekpour, evangelische Kuratorin für Niederösterreich. Manchmal ja. Das geht von Beschimpfung bis Mobbing unter den Flüchtlingen und man bemüht sich dann um eine andere Wohnmöglichkeit für die Flüchtlinge."
Rein pragmatisch gesehen ist die Taufe also Risiko und Chance. Der Katholik Vychytil kennt aber ganz andere Motive: "dass sie das Christentum schon im Heimatland kennengelernt haben, das ist vor allem im Iran oft der Fall; dass sie auf der Flucht Bekehrungserlebnisse haben- zum Beispiel sie träumen von Jesus; die dritte Gruppe sind die, die von Pfarrgemeinden aufgenommen worden sind und sind ganz positiv überrascht; und es gibt ein Integrationsmotiv: Ich möcht´ mich integrieren und da möcht´ ich das Christentum kennenlernen." Manche, so Vychytil sehen das Christentum heute auch als Religion des Friedens und seien frustriert über Krieg und Gewalt im Namen des Islam.