Ein literarisches Mahnmal
Gegen das Vergessen
Den Sommer über präsentiert das "Hörspiel-Studio" ein besonderes Fundstück aus seinem Archiv: Franz Werfels monumentalen Roman "Die vierzig Tage des Musa Dagh".
27. April 2017, 15:40

Franz Werfel
AP/BOB WANDS
Der vielfach preisgekrönte österreichische Filmregisseur und Drehbuchautor Michael Haneke dramatisierte dieses Werk bereits 1967 für den ORF in hochkarätiger Besetzung - unter anderem mit Paul Hoffmann, Wolfgang Stendar, Erika Pluhar, Karl Fochler und Elfriede Irrall, in der Regie von Hans Krendelsberger.
Michael Haneke
"Natürlich ist das Buch durch die Ereignisse im Nahen Osten erneut von erschreckender Aktualität."
Im Jahr 1933 erschien der eindrucksvolle historische Roman "Die vierzig Tage des Musa Dagh" des 1890 in Prag geborenen Schriftstellers Franz Werfel. Die Erzählung basiert auf Werfels umfangreichen Recherchen zum Jahr 1915, in dem das armenische Volk, einem Beschluss der osmanischen Behörden folgend, systematisch durch Deportation in die Wüste ausgerottet werden sollte.
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Gemeinsam mit seiner Frau Alma Mahler-Werfel reiste Franz Werfel 1929 nach Damaskus. Während dieses Aufenthalts besuchten sie unter anderem eine Teppichfabrik, in der sie hungernden und verstümmelten Waisenkindern aus Armenien begegneten; die Weiterreise führte das Ehepaar durch viele armenische Dörfer.
Ohnmächtiger Zeuge Bagradian
Bewegt von der brutalen Verfolgung des armenischen Volkes schrieb Werfel über das Schicksal von rund 5.000 Menschen, die sich zum Schutz auf den Berg Musa Dagh zurückzogen. Werfel beschreibt das schreckliche Schicksal der Armenier am Beispiel einer Dorfgemeinschaft rund um den wohlhabenden Geschäftsmann Gabriel Bagradian. Dieser verbrachte den Großteil seines Lebens in Frankreich und kehrt, aufgrund des Todes seines Bruders, mit seiner Frau und seinem Sohn in der alten Heimat wieder.
Musst du in den Krieg, Papa?
Bagradian wird ohnmächtiger Zeuge der Beschneidung jeglicher Rechte der Armenier, er ermutigt die Dorfbewohner/innen zum Kampf und wird zur treibenden Kraft des Widerstands auf dem Musa Dagh.
Dieser schicksalshafte Berg liegt im Süden der Türkei, nördlich der Grenze zu Syrien und nur rund 140 Kilometer Luftlinie von der heute stark umkämpften Stadt Aleppo entfernt. Historischen Tatsachen folgend beschreibt Werfel den um die vierzig Tage lang andauernden Kampf der Menschen gegen die übermächtige osmanische Armee, bis ein französischer Flottenverband den Armeniern zu Hilfe kommt. Viele der Überlebenden siedelten sich nach 1915 in Syrien und im Irak an. Mehr als 100 Jahre später sind viele von ihnen wieder auf der Flucht.