Von Byung Chul Han

Die Errettung des Schönen

Der koreanische Philosoph Byung-Chul Han bezieht sich in seinen Büchern auf Befindlichkeiten, die auf den ersten Blick Oberflächenphänomene zu sein scheinen: Müdigkeit, Burnout, Transparenz. Jetzt geht es ihm um das Schöne – um einen Begriff, der im Lauf des 20. Jahrhunderts aus philosophischen und ästhetischen Diskursen gekippt wurde: "Die Errettung des Schönen" ist im S. Fischer Verlag erschienen.

Kontext, 15.7.2016

Vor allem nach 1945, wo es vornehmlich um Fragen der Humanität, der Gerechtigkeit, der Grenzen der Freiheit, der Angst vor der Zukunft ging. Das Schöne passt nicht ins Konzept der politischen Korrektheit. Mitunter wird es auch den Nebelgranaten der politisch rechts Stehenden zugeschrieben. Wenn Han Botho Strauß und Heidegger zitiert, werden sich einige Leser vermutlich in ihrem Verdacht bestätigt fühlen, dass da wieder einmal ein Denker zum Apologeten einer idyllisierten Vormoderne regrediert. Peter Sloterdijk ist ja auch so ein Kandidat. Und als eine Ikone der linken Philosophie, der Franzose Alain Badiou, vor ein paar Jahren das Lob der Liebe anstimmte, konnten nicht wenige Kritiker mit der ideologiefreien Zone des Liebesdiskurses wenig anfangen.

Zugleich muss gesagt werden: mit der Liebe ist es wie mit dem Schönen. Wie bekommt man etwas so subjektiv Empfundenes sprachlich und argumentativ in den Griff? Wie lässt sich das objektiv verhandeln? Die Antwort, die Byung-Chul Han nicht gibt, die dem Leser bei der Lektüre seines Buchs jedoch ziemlich bald in den Sinn kommt, lautet: gar nicht. Die Frage nach dem Schönen lässt sich objektiv nicht in den Griff bekommen.

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Byung Chul Han, "Die Errettung des Schönen", S. Fischer Wissenschaft