Von Peter Moore

Das Wetter-Experiment

Durchschnittlich fünf bis sechs Mal täglich begegnet ein Brite einer Wettervorhersage. Gesendet, gedruckt, getwittert oder beim Hörensagen. Doch hinter den flotten Sprüchen steckt Wissenschaft für den Alltag. Für Peter Moore sind die Verfasser der Wetterprognosen das Produkt eines der berüchtigtsten und gewagtesten wissenschaftlichen Experimente des 19. Jahrhunderts. In seinem Buch "Das Wetter-Experiment" berichtet er von den Pionieren der Meteorologie.

Kontext, 17.6.2016

Das Geschehen am Firmament war nicht nur Jahrhunderte geheimnisumwittert und von Aberglauben geprägt, vielen Himmelsbeobachtern fehlte es schlicht auch an richtigem Vokabular, um zu beschreiben, was da oben geschah. "Ich mühe mich ab, passende Begriffe und Bilder zutage zu fördern, um meine Gedanken zu veranschaulichen", schrieb 1703 ein britischer Tagebuchautor.

Als Mitte des 19. Jahrhunderts im britischen Parlament ein Abgeordneter sich für eine Behörde einsetzt, die Daten zum Wetter sammelt und ankündigt, dass man in einigen Jahren schon die Wetterlage 24 Stunden im Voraus kennen werde, brechen die Parlamentarier in schallendes Gelächter aus. Gleichzeitig beobachten so viele Menschen wie nie zuvor die Atmosphäre, schreibt Peter Moore. Sehr detailliert schildert er die Schicksale von Seefahren, Marineoffizieren und Hydrographen und zitiert aus Tagebüchern, persönlichen Beobachtungen und Briefen. Beispielsweise von Luke Howard, der als Erster von Cumulus- und Schichtwolken spricht und so für das Klassifizieren von Wolken berühmt wird. Oder von Robert Fitzroy, der nicht nur Charles Darwins Kapitän auf dessen Forschungsschiff war, sondern Ende des 19. Jahrhunderts bereits ein Netzwerk für Wetterbeobachtungen aufbaut. Auch in Amerika werden Wetterdaten schon telegraphisch übermittelt und auf Karten dargestellt.

Die Meteorologie wächst heran wie ein junger Riese, kommentiert 1862 eine britische Wochenzeitung. Sturmwarnungen werden in Tageszeitungen veröffentlicht, die Daten, die für die Wettervorhersage herangezogen werden können, werden immer mehr, auch wenn der Ausdruck "Prognose" noch für Kontroversen sorgt. Ein lesenswertes "Wetter-Experiment" von Peter Moore, abwechslungsreich, dicht und unvorhersehbar.

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Peter Moore, "Das Wetter Experiment. Von Himmelsbeobachtern und den Pionieren der Meteorologie", Mareverlag