von Julya Rabinowich

Krötenliebe

In ihrem aktuellen Buch "Krötenliebe“, charakterisiert Julya Rabinowich die Zeit der Jahrhundertwende anhand der bizarren Beziehung von Alma Mahler zum enfant terrible der Wiener Kunstszene Oskar Kokoschka und zum exzentrischen Biologen Paul Kammerer.

Glasgefässe mit Bildern

DEUTICKE

Julya Rabinowich schreibt auf Basis der recherchierten Fakten mit fantasievoller Empathie, hintergründigem Humor und mit psychologischem Knowhow. Sie eröffnet über ihre drei verhaltensgestörten Protagonisten, Alma Mahler, Oskar Kokoschka und Paul Kammerer eine spezielle Perspektive auf ein Zeitalter der individuellen Hysterie, das in die Massenhysterie des Nationalsozialismus mündet.

Die femme fatale Alma Mahler fasziniert, quält, inspiriert ihre Männer nach allen Regeln der Kunst und mimt gleichzeitig die aufopferungsvolle Frau, der man das Komponieren verboten hat. Den Tatsachen entspricht das nicht. Wenn ihre Auserwählten nicht rechtzeitig sterben, wie Gustav Mahler, um von der prominenten Witwe posthum öffentlichkeitswirksam verehrt zu werden, trennt sie sich vom nicht mehr begehrten männlichen Objekt und bleibt dabei kalt wie ein Fisch.

Der Maler Kokoschka tröstet sich mit einer der verlorenen Geliebten nachempfundenen Puppe über den Verlust hinweg, lässt sich von Alma aber trotzdem noch in den Ersten Weltkrieg hetzen.

Der Titel "Krötenliebe" ist dem fast vergessenen Epigenetiker und Antidarwinisten Paul Kammerer gewidmet. Kammerer ist ein so redlicher wie manischer Forscher, der mit seinen Kröten-Experimenten beweisen will, dass die Evolution nicht zufälligen Mutationen geschuldet ist. Er nimmt sich am 23. September 1926 das Leben.