Fuksas-"Wolke" in Rom vor Einweihung

In Rom wird morgen nach 18-jähriger Bauzeit das wahrscheinlich futuristischste Bauwerk des italienischen Stararchitekten Massimiliano Fuksas eingeweiht: Im Stadtteil EUR, der von Mussolini gegründet wurde, entstand ein neues Kongresszentrum, das sich wie eine gigantische Wolke innerhalb einer noch gigantischeren Box aus Stahl und Glas präsentiert.

  • Moreno Maggi/Studio Fuksas

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Morgenjournal, 18.7.2016

Einer der spannendsten Neubauten Italiens

Der Eindruck von der Straße Viale Europa aus ist umwerfend: Vor dem Betrachter erhebt sich ein großer Block, 175 Meter breit und 40 Meter hoch. Alle Wände bestehen aus Stahl und viel Glas. Der Blick nach innen fällt auf einen Gegenstand: eine Art Wolke, etwas, das nur schwer zu definieren ist. Das neue Kongresszentrum im römischen Stadtteil EUR ist sicherlich einer der spannendsten Neubauten Italiens.

Architekt Massimiliano Fuksas: "Ich war in Griechenland und schaute zum Himmel und sah dort nicht eine einzige Wolke. Da kam mir die Idee einer variablen Geometrie. Die Idee von etwas, das nicht den Grundsätzen Euklids entspricht, nichts Rechteckiges - und so kam ich auf Wolken."

Ein leuchtender Konzertsaal

Der geniale römische Baumeister entwarf einen, wie er ihn nennt, Schrein. In dieser gigantischen transparenten Struktur aus Stahl und Glas, lässt Fuksas einen ungemein leicht und luftig wirkenden Körper schweben und leuchten. Eine Wolke. Dieser asymmetrische, unregelmäßig geformte und abgerundete Körper enthält einen Konzertsaal für 1.800 Personen. Der Saal im Schwebezustand nimmt fast die gesamte Länge des gesamten Gebäudes ein und ist nur an drei Stellen und in verschiedenen Höhen an der Gesamtkonstruktion verankert.

Die etwa 15.000 Quadratmeter Oberfläche dieses wolkenähnlichen Objekts ist mit der weißen Membran eines hauchdünnen Glasfasergewebes bedeckt, das dank seiner lumineszenten Eigenschaften das Licht hinein und von innen nach außen leuchten lässt. Das eigentliche Kongresszentrum, mit fast 9.000 Sitzplätzen - ein riesiger Saal, der in Minutenschnelle in kleinere Räumlichkeiten unterteilt werden kann - liegt unterhalb der Wolke, im Fußboden des von der Straße aus sichtbaren Gebäudes.

Absurde Auftragsvergabe

18 Jahre dauerte der Bau dieses Kongresszentrums plus Konzerthalle. 18 lange und stressige Jahre, klagt Massimiliano Fuksas: "Absurderweise gewann ich die internationale Ausschreibung für dieses Gebäude im Jahr 1998. Absurd deshalb, weil ich nach der Auftragsvergabe erfuhr, dass es gar keine Finanzmittel zur Realisation gab. Es gab nur die vage Idee einer Finanzierung, mehr nicht. So vergingen die Jahre."

Erst 2008 wurden die Gelder zum Bau des Kongresszentrums bewilligt: 200 Millionen Euro - zu wenig Gelder, wie sich bald herausstellte. Ab 2012, als immer deutlicher wurde, dass die Stadt Rom auf einen finanziellen Bankrott zu steuerte, stand das ganze Projekt auf der Kippe. Hinzu kam, dass Fuksas sich nicht nur mit fünf Bürgermeistern auseinandersetzen musste, sondern auch mit dem öffentlichen Unternehmen Ente Eur, dem der Grund und Boden im Stadtviertel Eur gehört.

Matteo Renzis Machtwort

"Zu zehn Prozent gehört die Ente Eur der Stadt Rom, zu 90 Prozent dem Finanzministerium. Mit jedem Bürgermeisterwechsel wollten die Verantwortlichen des öffentlichen Unternehmens Veränderungen meines Entwurfs. Es ist Regierungschef Matteo Renzi zu verdanken, der ein Machtwort sprach, um das Geld zur Vollendung dieses Gebäudes zu finden", so Fuskas.

Mit dem futuristisch anmutenden und in seinem Innern mit der Konzertsaalwolke poetisch wirkenden Kongresszentrum verfügt Rom nun, neben dem Auditorium von Renzo Piano, einem Antikenmuseum von Richard Meier und dem Museum für zeitgenössische Kunst Maxxi von Zaha Hadid, über einen vierten hoch interessanten Neubau, den sich architekturinteressierte Rombesucher nicht entgehen lassen sollten.