Symmetry Festival: Kunst trifft Technik

Der Brückenschlag von Kunst, Biologie, Mathematik und Physik faszinierte schon Universalkünstler wie Leonardo da Vinci. Auf den Spuren der großen Universalgelehrten wandelt in gewisser Weise auch das Symmetry Festival, das in diesem Jahr an der technischen Universität Wien stattfindet. Neben Lectures und Talks internationaler Experten, lädt das Festival zu Konzerten ein.

Kulturjournal, 20.7.2016

Esoterik trifft auf Hightech

Das erste öffentliche Konzert so genannter genetischer Musik wurde im Juni 2015 im Festsaal der Technischen Universität Wien aufgeführt. Die Frequenzen der Klänge leiten sich aus den mathematischen Grundlagen der DNA ab. Falls Sie nicht verstehen, was damit gemeint ist: Kopf hoch! Die Verfahren der genetischen Musik sind so komplex, dass sie wohl nur Eingeweihte verstehen. Esoterik trifft auf Hightech. Heruntergebrochen formuliert, geht es darum, den Klang einer Zelle zu simulieren.

"Ich habe mich in den letzten Jahren darauf konzentriert, konventionelle Formen des Musikmachens hinter mir zu lassen. Beim Symmetry Festival werden wir unsere neuen Ideen vorstellen", sagt der australische Musiker Benjamin Skepper. Er hat die Methoden der genetischen Musik am Moskauer Tschaikowsky Konservatorium kennengelernt. Heute Abend wird Skepper als Gast des Festivals ein Konzert in Wien geben.

Gravitation führt Regie

Neben der Musik widmet sich das Symmetry Festival schwerpunktmäßig den Disziplinen bildenden Kunst und Design. Der US-amerikanische Designer Haresh Lalvani gestaltet Skulpturen, deren Form durch physikalische Krafteinwirkung entsteht. Ausgangsmaterial ist meist Stahl, der nicht vom Künstler bearbeitet, sondern physikalischen Kräften ausgesetzt wird. Über eine Stahlplatte lässt Lalvani zum Beispiel eine Bowlingkugel gleiten. Die Stahlplatte wird durch die Rotation der Kugel geformt. Regie führt nicht der Zufall, sondern die Gravitation.

Mit seinem Verfahren ist Lalvani der Morphologie der Natur auf der Spur. Wie entsteht das Muster auf einem Blatt, wie die Falte auf der Haut? "Wenn wir Falten bekommen, unter den Augen, oder auf der Stirn, liegt das nicht am genetischen Code. Es handelt sich um epigenetische Prozesse - Veränderungen, die auf äußere Krafteinwirkungen, freie Radikale oder Sonnenstrahlen zum Beispiel, zurückzuführen sind. Diese Kräfte determinieren die Form und dafür interessieren wir uns", so Haresh Lalvani.

Kann die Kunst die Natur imitieren, von ihr lernen? Die Nachahmung der Natur, die Mimesis, ist seit der Ästhetik des Aristoteles ein Motor der Kunst. Mit den Mitteln modernster Technik erhält das Bestreben, die Natur nachzuahmen, neuen Auftrieb. Bis 22. Juli widmet sich das Symmetry Festival der Schnittflächen von Naturwissenschaft, Kunst und Design. Ein Programm für Expertinnen und alle, die es werden wollen.