"Der Sturm" in Salzburg

William Shakespeares vermutlich letztes Stück "Der Sturm" hat heute Abend im Rahmen der Salzburger Festspiele Premiere. In der Hauptrolle ist der ehemalige Jedermann Peter Simonischek zu sehen. Regie führt die britische Regisseurin Deborah Warner, die auch schon für die Wiener Festwochen inszeniert hat.

Mittagsjournal, 2.8.2016

Im magischen Land der Poesie

Auf dieser Insel geht es nicht mit rechten Dingen zu: Es erscheinen Geister in wechselnder Gestalt, es gibt magische Verwandlungen und Zauberei - wenn etwa Prospero seine Gegenspieler, immer wenn es ihm gerade passt, in tiefen Schlaf versetzt. Es gibt Spekulationen, dass dieses Stück Shakespeares Abschied von der Welt war - wurde es doch wenige Jahre vor seinem Tod mit 52 Jahren geschrieben.

Für Regisseurin Deborah Warner ist "Der Sturm" eine lebhafte Metapher für das magische Land der Poesie. Denn allein aus Wörtern erschafft Shakespeare hier die unglaublichsten Zaubereien und Charaktere wie Caliban, den Sohn einer Hexe und eines Teufels, oder den Luftgeist Ariel, der das Wort "unsichtbar" aufs T-Shirt gedruckt hat: eine Methode noch aus Shakespeares Zeiten, als es Unsichtbarkeitsmäntel gab, die auch für Analphabeten eine Bühnenfigur als unsichtbaren Geist erkenntlich machten.

Hightech sparsam eingesetzt

Deborah Warner setzt ganz auf solche archaischen Methoden des Theaters. Ihr erschiene es als schlechte Idee, hier auf der Bühne eine technologisch hochgerüstete Harry-Potter-Zauber-Show zu inszenieren. Denn dann ginge die Kraft der Sprache verloren, wie sie meint. Sparsam eingesetzt gibt es dann an vereinzelten Stellen aber doch Einsatz von Hightech: Videos, die plötzlich ganze Schwärme von schwarzen Vögeln auf die Bühne zaubern oder Stimmen aus dem Off, die gespenstische Kommentare abgeben.

Prospero benötigt seine magischen Kräfte, um seine kleine Tochter Miranda zu schützen, mit der er sich für zwölf Jahre auf der kleinen Insel, die in keiner Landkarte verzeichnet ist, im Exil befindet. Peter Simonischek: "Mit der Pubertät der Tochter beginnen die Probleme. Der Caliban - das Kind einer Hexe und der Teufels - versucht sich an der Tochter zu vergehen; und dem alten Mann wird klar, dass er was tun muss."

Aufruf zu Gnade und Vergebung

Die tiefere Botschaft des Stückes ist für Deborah Warner neben einem Plädoyer für die Macht der Poesie auch ein Aufruf zu Gnade und Vergebung. Denn Prospero inszeniert den titelgebenden Sturm, um alle seine Feinde mittels eines Schiffbruchs auf seine kleine Insel zu bringen und ihnen dort die Leviten zu lesen. Letztlich verzeiht er ihnen aber. Die Proben versprechen einen gelungenen Theaterabend.