Debatte um Wahlärzte

Statt zum Kassenarzt lieber zum Wahlarzt und danach Geld von der Krankenkasse zurückholen? Dieses System stellt SPÖ-Gesundheitssprecher Erwin Spindelberger heute im Kurier in Frage. Die Kassen sollten für Wahlärzte kein Honorar refundieren, stattdessen mehr Kassenärzte zulassen. Die Reaktionen darauf fallen durchaus hitzig aus. Kontraproduktiv sei der Vorschlag, sagt man bei der Ärztekammer, und: Man dürfe den Menschen nicht die Wahlfreiheit nehmen, heißt es beim Koalitionspartner ÖVP.

Arzt mit Stethoskop

APA/HELMUT FOHRINGER

Mittagsjournal, 3.8.2016

Ein Wahlarzt oder eine Wahlärztin hat keinen Vertrag mit einer Krankenkasse. Nach der Behandlung, die man zunächst selbst zur Gänze bezahlt, kann man von der Kasse, bei der man versichert ist, Geld zurückholen: Und zwar in der Regel 80 Prozent von dem, was ein Arzt / eine Ärztin mit Vertrag bekommen würde.
SPÖ-Gesundheitssprecher Erwin Spindelberger hinterfragt dieses System nun, das Geld, das man spart, könnte man stattdessen für zusätzliche Kassenarztstellen ausgeben - für Nachfragen von Ö1 war Spindelberger heute nicht erreichbar.

In den Reaktionen auf seinen Vorschlag überwiegt die Kritik. ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald, früher Chef des Hauptverbands der Sozialversicherungen: der Vorschlag sei nicht abgesprochen gewesen. Er sei eine undurchdachte Schnapsidee, denn viele Wahlärzte seien für die Patienten notwendig. Die freie Arztwahl sei jedenfalls eine Säule des Gesundheitssystems, und wichtig seien auch Gesundheitsförderung und Vorsorge.

Eine Abfuhr holt sich der SPÖ-Gesundheitssprecher auch vom Wiener Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres: die Patienten gingen zum Wahlarzt weil es zu wenige Kassenärzte gebe. Ihnen den kleinen Zuschuss der Sozialversicherung auch noch zu nehmen, erschwere den Zugang zum Arzt. Was der Ärztekammerpräsident einen kleinen Zuschuss nennt, mache in Summe 3 Prozent dessen aus, was Kassenärzte in Wien bekommen, in Summe 14 Millionen Euro im Jahr.

Einig ist sich die Ärztekammer mit dem SPÖ-Gesundheitssprecher in dem Wunsch, dass es mehr Kassenarztstellen vor allem in Wien geben soll.

Welche Rolle spielen die Wahlärzte nun für die medizinische Versorgung in Österreich? Eine immer größere, das kann man auf jeden Fall sagen. In Österreich gibt es insgesamt rund 10.000 Wahlärztinnen und Wahlärzte. Das sind um 50 Prozent mehr als noch vor 10 Jahren. Aber nur 700 bis 800 seien versorgungswirksam, heißt es zuletzt beim Hauptverband der Sozialversicherungen. Das bedeutet, dass jeder von ihnen im Jahr mehr jeweils als 100.000 Euro von den Kassen bekommt.