Rihanna in der Stadthalle

Für die einen ist Rihanna die schillernde Queen des Pop, für die anderen hingegen ein Kunst-Produkt, das musikalische Ware von der Stange verkauft und noch nicht einmal selbst komponiert. Einig sind sich die meisten Kritiker zumindest darin, dass Rihanna eine Marke ist: global wiedererkennbar und von einem Genre ins andere transferierbar. Heute gastiert Rihanna in der Wiener Stadthalle.

Morgenjournal, 09.08.2016

Schummrig-schönes Album "Anti"

Rihanna funktioniert im Film, als Designerin, es gibt sie als Duft-Entwicklerin und natürlich als Aktivistin für die Sache der Schwarzen in den USA. Dabei glitzert hinter der PR-Fassade eine interessante Künstlerin. Es ist ein durchaus beeindruckender Lebenslauf, den die 28-Jährige vorweisen kann. Acht Studioalben hat sie veröffentlicht.

Erst zu Beginn dieses Jahres erschien ihr bislang letztes Werk, "Anti", das sie in Wien vorstellt. Rihanna hat acht Grammys gewonnen, und nur Mariah Carey hat mehr Nummer-Eins-Hits als sie. Insgesamt hat sie rund 54 Millionen Alben und über 200 Millionen Digitaltracks verkauft.

Platin nach zwei Tagen

So schön schummrig hat Rihanna noch nie geklungen. Kein hipper Charts-Sound, keine Superproduzenten, kein Tanzboden weit und breit. Dafür eine Atmosphäre, als hätte Rihanna gerade eine Nacht mit Tom Waits an der Bar verbracht.

Schon zwei Tage nachdem Rihanna Ende Jänner ihr neues Album "Anti" auf den Markt brachte, erhielt sie dafür Platin. Das lag aber nicht an begeisterten Fans. Stattdessen investierte Rihannas Sponsor in eine Million Digital-Alben, um dann mit Gratis-Downloads der eigenen Kundschaft coolen Zeitgeist zu verkaufen.

Statement "American Oxygen"

Früher, da wollte Rihanna die schwarze Madonna werden. Verwegen und ohne Angst, unbekümmert und ohne Gedanken an das Urteil anderer. Rihanna ist jetzt 28 Jahre alt - und wirkt nachdenklich. Nachdem im Vorjahr der schwarze US-Amerikaner Eric Garner von Polizisten getötet wurde, brachte Rihanna den Song "American Oxygen" heraus. Garner hatte elf Mal gefleht. Elf Mal geschrien, dass er keine Luft bekomme. Dann starb er. Wenn Rihanna nun über das Ein-, und Ausatmen amerikanischer Luft singt, dann ist das ein Statement.

Rihanna hat etwas, das anderen fehlt: eine Aura, die schwer zu definieren ist. Und für heutige Verhältnisse unerhört: es bleibt etwas Unausgesprochenes. Sie wird ständig belagert und in ihrer Musik verausgabt sie sich. Aber einen kleinen Teil von sich werde sie eben nie preisgeben, meint die Sängerin.

Ihr bislang letztes Album "Anti" ist reduzierter und schlichter als die Vorgänger. Peitschende R’n’B-Sounds sucht man vergeblich, Rihanna covert lieber eine Nummer der Indie-Band Tame Impala, oder taucht in Soul Gefilde ab. Von den beiden Pop-Queens Beyoncè und Rihanna war Rihanna immer schon die grobkörnigere, härtere und sprödere. Und während Kollegin Beyoncè dick aufträgt, hat man bei Rihanna den Eindruck, sie würde sich gerade abschminken und ihr wahres Gesicht wiederentdecken.

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