Groteske um Informatiker an TU Wien

Die Bundesregierung will Informatiker auf die Liste der Mangelberufe setzen, damit es für Unternehmen einfacher wird, sich auch außerhalb der EU nach qualifizierten Programmierern umzuschauen. Die Technische Universität Wien führt aber gleichzeitig Zugangsbeschränkungen für ihren renommierten Informatik-Zweig ein, weil die Kapazitäten für die Lehre nicht mehr ausreichen. Eine österreichische Groteske, wie der Informatik-Dekan der TU Wien bedauernd feststellt.

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APA/dpa/Matthias Balk

Morgenjournal, 10.8.2016

Die Zahl der Informatik-Studienplätze an der TU Wien wurde für das kommende Studienjahr von 1.000 auf 600 reduziert, der Zugang wird über neue Aufnahmeverfahren beschränkt. Die Zahl der Informatik-Studenten soll dadurch mittelfristig von 6.000 um ein Drittel auf 4.000 sinken. Das Betreuungsverhältnis wird damit besser, die Zahl der Studien-Abbrecher soll sinken.

Für den Dekan der Informatik an der TU Wien, Hannes Werthner, ist die Maßnahmen aber prinzipiell absurd - handelt es sich doch um ein von der Wirtschaft stark nachgefragtes Studium:
„Es wäre sinnvoll, uns das Geld zu geben und hier entsprechend aufzustocken.“ Er spreche für eine Universität, die im internationalen Ranking in der Informatik unter den drei Top-Universitäten im deutschsprachigen Raum zählt. „Wir machen Forschungsleistung auf international vergleichbarem Niveau. Wir haben nicht nur die Lehre, sondern auch Forschung zu betreiben, und insofern sind die Kapazitäten hier wirklich limitiert.“

Noch dazu, wo die Regierung unter Kanzler Kern vor dem Sommer ein Startup-Paket geschnürt hat, das die Informatiker zum Mangelberuf erklärt - die Beschäftigung ausländischer Programmierer aus Drittstaaten soll dadurch erleichtert werden. Knapper Kommentar von Dekan Werthner: „Ein offensichtlicher Widerspruch, den ich nicht zu kommentieren brauche.“

Es gebe zwar an anderen Unis noch Platz für Informatik-Studenten, sagt Werthner. Doch die TU Wien habe eben - und auch ganz im Sinne der Initiative der Bundesregierung - einen besonders guten Ruf: Dank der Gründung des Informatics Innovation Centers vor fünf Jahren hätte die TU Wien-Informatik eine Vorreiterrolle in Österreich, so Werthner. Mit diesem würde ganz explizit auf Gründung und Förderung von Start-ups hingearbeitet.

Im zuständigen Wissenschafts- und Wirtschafts-Ressort von Vizekanzler Mitterlehner heißt es dazu, dass nachgefragte technische Studien wie eben Informatik gestärkt würden - aber nicht zwingend an den Universitäten, sondern mehr über die Fachhochschulen. Dafür stünden 100 Millionen Euro aus der Neuregelung der Banken-Abgabe bereit, speziell für technische Studien.