Gounods "Faust" in Salzburg

Die letzte große Opernpremiere der Salzburger Festspiele wird heute gefeiert: Charles Gounods Paradeoper "Faust", die erstmals im Rahmen des Festivals erklingt. Regie führt Reinhard von der Thannen, die Wiener Philharmoniker spielen unter der Leitung von Alejo Pérez. Ö1 sendet einen Mitschnitt am Samstag um 19.30 Uhr.

Piotr Beczala (Faust), Maria Agresta (Marguerite/am Boden), Ildar Abdrazakov (Méphistophélès

APA/BARBARA GINDL

Mittagsjournal, 10.8.2016

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Salzburger Festspiele - Faust

Vertont hat Gounod die "Gretchentragödie" aus "Faust I", die Goethe bereits in seinen "Urfaust" eingeflochten hatte. Inszeniert hat die Oper der Regisseur, Kostüm- und Bühnenbildner Reinhard von der Thannen, der in Deutschland bereits mehrmals als "Kostümbildner des Jahres" ausgezeichnet wurde.

Seit Jahrhunderten bewegt die Geschichte des braven Gretchen, das sich Hals über Kopf in Faust verliebt und dann geschwängert und verlassen zur Kindsmörderin wird. Schließlich gilt Goethes "Faust" als das meist zitiertes Werk der deutschsprachigen Literatur.

Warum Gut und Böse?

Faust tritt in dieser Inszenierung im Harlekin-Kostüm in Erscheinung, in Schwarz mit weißer Halskrause. Hinter dieser Clownsmaske verbirgt er seine Schwermut, auch das Böse, die Freude am Leid der anderen. Reinhard Van der Thannen: "Was mich am Stoff interessiert und was ihn zeitlos macht, ist die Ambivalenz des Fausts. Dass es für mich nicht mehr religiöse Gründe hat, warum es Gut und Böse gibt, sondern, dass der moderne Mensch Gut und Böse in sich trägt. Das macht die Sache spannend."

Neben der Figur des Fausts hat Reinhard Van der Thannen besonders die Figur des Gretchen interessiert, die ja auf das reale Schicksal der Dienstmagd Susanna Margarethe Brandt zurückgeht. Diese Zeitgenossin Goethes wurde 1772 in Frankfurt am Main als Kindsmörderin verurteilt. "Wie wird ein Opfer zum Täter? Mit diesem Thema hat sich schon Goethe auseinandergesetzt und Gounod vermehrt", so der Regisseur.

Futuristisches Bühnenbild

Das Bühnenbild ist streng in schwarz-weiß gehalten, ganz futuristisch im 70er-Jahre-Look. Es erweckt fast den Eindruck, als würden Faust und Gretchen im Raumschiff Enterprise eine Zeitreise zurück in die Zukunft machen.