Erzählungen von Judith Hermann
Lettipark
Siebzehn kurze Geschichten bilden den neuen Erzählband der Berliner Autorin Judith Hermann. Es sind zarte Geschichten in einer leichten und doch eindrücklichen Sprache; Geschichten, in denen sich die kleinen Momente des Alltags verdichten.
8. April 2017, 21:58
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Judith Hermann, "Lettipark", Erzählungen, S. Fischer Verlag
Ein Junge bringt dem Leben sein erstes Opfer, indem er ein Foto verbrennt, das ihm viel bedeutet. Eine Frau besucht ihren kranken Vater und denkt daran, wie er versuchte, Gedichte auszuhalten. Die alte Greta erzählt von einem Bootsunfall, den sie beobachtet hat; zwei Reisende suchen in Odessa nach einer Unterkunft. Fliegende Pappelpollen im Hof lösen einen Feuerwehreinsatz aus, weil die Hausbewohner sie für Rauch halten, und ein Mann erinnert sich an eine Begegnung mit Neil Armstrong.
Flüchtige Momente, die man kaum wahrnimmt, die aber vielleicht etwas Wichtiges verändern - das ist der rote Faden, der die Erzählungen zusammenhält. Damit werden sie zu einem Plädoyer dafür, den kleinen Dingen mehr Aufmerksamkeit zu schenken und die Poesie im Alltäglichen zu erkennen. Gerade deshalb sieht Judith Hermann ihr neues Buch als eine Art Fortsetzung ihres ersten Erzählbandes "Sommerhaus, später". Die damals 20-jährigen Figuren sind nun 40.
Ausgangspunkt der Erzählungen ist ein Satz, den die Autorin irgendwo gehört oder gelesen hat und um den herum sie ihre Texte strickt.
Judith Hermann
"Ich darf Ihnen diesen Satz nicht sagen. Das bedeutet aber, dass ich mir auch nie wirklich sicher sein kann, ob Sie diesen Satz im Text finden. Wenn Sie wiederum Ihren magischen Satz finden und es ist nicht der, der meiner gewesen (wäre), heißt es trotzdem nicht, dass die Geschichte nicht geklappt hat."
"Das ist ein komplexes Ineinandergreifen von dem, was ich mir wünsche, was Sie unter der Geschichte verstehen sollten, und was die Geschichte vermitteln darf. Deshalb bleibt ein gewisses Geheimnis im Text für mich auch nach Ende der Geschichte immer bestehen."