Roman von Emma Cline

The Girls

Das Debüt der US-amerikanischen Autorin Emma Cline ist eine Geschichte aus der Zeit Charles Mansons und der "Family", erzählt aus der Perspektive eines weiblichen Teenagers, der in den Strudel einer psychedelischen Sekte gerät und fünfzig Jahre später Bilanz zieht.

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Emma Cline, "The Girls", Roman, aus dem Englischen von Nikolaus Stingl, Hanser Verlag

Dem "Summer of Love", wie der Höhepunkt der Hippiebewegung 1967 in den USA genannt wird, entsprang nicht nur eine friedensbewegte anti-Establishment-Kultur, sondern auch Charles Mansons "Family", eine Kommune im Süden Kaliforniens, die sich 1969 zur mörderischen Sekte auswuchs. Weltweit sorgte der Mord an Roman Polanskis Frau Sharon Tate und vier weiteren Besuchern im Haus des Regisseurs für Aufsehen.

2014 wurde der bis dahin unbekannten, damals 25-jährigen Autorin Emma Cline ein sensationelles Angebot unterbreitet: zwei Millionen Dollar Vorschuss für einen noch zu schreibenden Roman, verbunden mit der Option auf zwei weitere Bücher und die Filmrechte. Der Roman ist nun gleichzeitig in den USA und in deutscher Übersetzung erschienen.

In Vietnam tobte der Krieg, an der Heimatfront brodelte es an den Universitäten, eine Nation war in Aufruhr. Irgendwo in Nordkalifornien erlebt die 14-jährige Evie Boyd ihren "Teenagerknast", und kompensiert ihr unstillbares Verlangen nach Liebe und Anerkennung mit fader Romantik und hoffnungslosen Schminkversuchen. Erstarrt in dieser Gefühlshölle, gefangen zwischen dem zementierten Versagen der Scheidungseltern, lernt sie Suzanne kennen: Rebellion, Verheißung und verstörende Sinnlichkeit in einer Person.

Bemerkenswert an "The Girls" ist die Art und Weise wie der diabolische Manson-Plot in den Hintergrund gerückt wird, das scheußliche Massaker nimmt nur wenige Seiten ein und mit Details wird sparsam umgegangen. Emma Cline widmet sich ganz der verletzten Teenager-Seele. Es ist Evies Erzählung, die in den Bann schlägt: Wie geschmeidig sie ihre Eltern belügt, wie sorgfältig sie Suzannes Aufmerksamkeit erbettelt und sich dem Guru Russell hingibt, so als wäre es die Lösung all ihrer Probleme.