Kolumbien: historischer Friedensvertrag

Aus der kubanischen Hauptstadt Havanna kommt eine vorerst gute Nachricht. Einer der längsten bewaffneten Konflikte weltweit könnte ein Ende finden. Nach fast vier Jahren zäher Verhandlungen, einem Waffenstillstand im Juni und einem harten Ringen um Details, haben sich die kolumbianische Regierung und die linke FARC-Guerilla auf einen endgültigen Text für ihren Friedenspakt geeinigt.

Mittagsjournal, 25.08.2016

"Habemus pacem"

Nebeneinander stehen die einstigen Feinde, zum Klang der kolumbianischen Hymne: Guerillaführer, Ex-Generäle, Soldaten und Diplomaten. Hart wurde verhandelt, oft an der Grenze zum Scheitern. Kuba und Norwegen haben vermittelt. Jetzt steht der Vertrag. Wir haben die schönste aller Schlachten gewonnen, sagt der Chefverhandler der FARC-Rebellen, Ivan Martinez: "Aus dem Konklave in Havanna steigt weißer Rauch: Habemus pacem."

Präsident Santos jubelt

Drei Flugstunden weiter südlich, in der kolumbianischen Haupstadt Bogota, jubelt Staatspräident Juan Manuel Santos: "Heute können wir endlich sagen, dass alles ausverhandelt ist. Dank einer übermenschlichen Anstrengung der Delegationen am Verhandlungstisch sind die letzten Streitpunkte gelöst. Die Gespräche sind zu Ende und wir haben den endgültigen Text für den endgültigen Friedensvertrag."

5 Jahrzehnte blutiger Kampf zu Ende

Es wäre das Ende von gut fünf Jahrzehnten blutiger Kämpfe, Folter, Terror und millionenfacher Vertreibung. Der kolumbianische Bürgerkrieg war einer der grausamsten auf dem Kontinent. 220.000 Menschen starben in dem von allen Seite brutal geführten Konflikt zwischen linken Guerillagruppen, rechten Paramilitärs und der Armee. Es sei das Ende von Krieg, Schmerz und Tragödie, sagt Präsident Santos. Er hat in den vergangenen Jahren gegen alle Widerstände auf diesen Tag hingearbeitet. Der Friedenschluss mit der FARC soll sein Vermächtnis werden.

Referendum im Herbst

Extrem zäh war das Ringen um die letzten Details und es hat sich gezogen: Agrarreform, Entschädigung der Opfer, Entwaffung von rund 7000 Kämpfern unter Aufsicht der UNO. Am härtesten aber war der Streit um eine politische Beteiligung der Ex-Guerilla und deren Bestrafung, die nun sehr milde ausfallen wird - ein Geständnis und Reue vorausgesetzt.

Aber noch ist das Ziel nicht erreicht. Im September wird feierlich unterzeichnet, und dann, Anfang Oktober, haben die Kolumbianer das Wort: in einem Referendum, dessen positiver Ausgang alles eher als sicher ist. Vor allem für Konservative ist es eine grauenhafte Vorstellung, ehemalige Guerilleros, für sie Mörder und Terroristen, plötzlich in der Politik zu sehen.