Filmarchiv Austria: Zwei Sensationsfunde

Gleich zwei Mal konnte das Filmarchiv Austria im Juli diesen Jahres einen Sensationsfund vermelden: Zuerst wurde der verschollen geglaubte Stummfilm "Die kleine Veronika" (1929) wiederentdeckt. Und dann einer der wohl wichtigsten österreichischen Stummfilme, Hans Karl Breslauers "Die Stadt ohne Juden" (1924).

Filmarchiv Austria

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Kulturjournal, 25.8.2016

Der Film "Die Stadt ohne Juden" ist ein apokalyptisch wie voraussehendes Gesellschaftsporträt, das auf der Romanvorlage Hugo Bettauers basiert. Inflation und Arbeitslosigkeit prägen den Alltag, Verlustängste feuern den Populismus an, und aus dem grassierenden Antisemitismus der 1920er Jahre wächst die Forderung, nach der Ausweisung der jüdischen Bevölkerung. Diese wird für die negativen Entwicklungen verantwortlich gemacht und in Fußmärschen oder per Zug aus der Stadt gebracht.

Hugo Bettauer wurde wenige Monate nach der Filmpremiere von einem Nationalsozialisten erschossen. Bereits 1991 wurde in den Niederlanden eine Kopie des Films gefunden, die auch in der Reihe "Der österreichische Film" auf DVD erschienen ist, in der aber - wie man nun weiß - wesentliche Szenen gefehlt haben. Rund 150 Filme werden pro Jahr im Filmarchiv Austria restauriert, eine weit größere Zahl wird digitalisiert, oder in analogen Kopien für die Langzeitarchivierung gesichert.

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Filmarchiv Austria - Sensationelle Funde