Jasmin Ramadan: "Hotel Jasmin"

8. April 2017, 21:58

Rassismen im Alltag

Wer ist Christiane Tarpenbek? Sie wird beschrieben als akkurat, klug, ein ehemaliges soziales Problemkind, das sich zur fürsorglichen Mutter und guten Lehrerin gemausert hat. Einziger Lebensinhalt: Zigaretten, Gewinnspiele und ihr Sohn Roland; aber der hat den Kontakt zur Mutter abgebrochen.

Christiane tut alles, um ja nicht aufzufallen - doch dann ist sie plötzlich verschwunden. Denn ihr zurückgezogenes Leben gerät aus den Fugen: Christiane Tarpenbek wird mit Rassismusvorwürfen in die Öffentlichkeit gezerrt, weil die Grundschullehrerin am ersten Schultag eine Schülerin - ausgerechnet ein Flüchtlingskind aus Somalia - beleidigt haben soll.

Autobiografisches und Fiktion

Jasmin Ramadan will in ihrem neuen Roman Kante zeigen: "Es war mir ein Anliegen, die Leute sich selbst entlarven zu lassen. Alle rassistischen Zitate in diesem Buch sind so passiert. Ich habe richtig gesammelt in den letzten eineinhalb Jahren." Die Autorin wechselt nahtlos zwischen den Perspektiven ihrer Protagonisten, springt von Milieu zu Milieu. Dabei vermischt die Tochter eines Ägypters und einer Deutschen autobiografisches mit Fiktion.

Mit Begriffen wie Migrations-Schnickschnack oder Integration kann Jasmin Ramadan grundsätzlich nicht viel anfangen. "Diese Idee der Integration und diese deutsche Leibkultur, das ist mir alles suspekt. Ich finde, es darf viel Verschiedenes geben. Aber es gibt Leute, denen macht alles vermeintlich Exotische Angst; ich weiß nicht, warum."

Der Roman "Hotel Jasmin" soll keine direkte Reaktion auf den Flüchtlingszuzug in Deutschland sein, doch so Autorin Jasmin Ramadan - die Leser zum Nachdenken anregen.