von Bea Sommersguter

Randnotizen

Die menschliche Kommunikation ist eine holprige Angelegenheit. Gesäumt von Stolpersteinen und Missverständnissen. Da hilft es auch wenig, die selbe Muttersprache zu teilen.

Menschen auf Stufen

ORF/JOSEPH SCHIMMER

"Geh vieri. Vieri",

sagte ein Bekannter, ein gebürtiger Oberösterreicher, dem ich vor ein paar Tagen beim Umstellen eines schweren Möbelstücks half. Wo bitte ist "vieri", rief ich - und schob den Kasten mit aller Kraft weg von mir, aber das war die falsche Richtung.

"Ok, donn gemma jetz umi",

befahl mein Bekannter jetzt schon leicht entnervt. In unserer Verzweiflung hievten wir das gute Stück gemeinsam etwas in die Höhe.

"So, jetzt dauni. Dauniii, net obi",

jammerte er, als der Kasten unsanft auf seinen Zehen landete. An dieser Stelle ein Hinweis: ein Kasten ist das, was man in Deutschland einen Schrank nennt. Und das, was dort als Kasten bezeichnet wird, ist hier eine Kiste -und kein Schrank - also kein Kasten, meine ich.

Wem hier der fälschlich Karl Kraus zugeschriebene Spruch "nichts trennt Österreicher und Deutsche mehr als die gemeinsame Sprache" einfällt, der sei daran erinnert, dass das Missverständnis schon im eigenen Land beginnt. In der Sprache der Thayoree dann wären wir vielleicht schneller ans Ziel gekommen. Diese leben in Nordaustralien und definieren in Ihrer Sprache genau, in welche Himmelsrichtung es gehen soll.

Rund 7000 Sprachen gibt es weltweit.

Jede der Sprachen mit eigenen Regeln und Besonderheiten - und oft sind sie so gar nicht kompatibel. Bei all dem Sprachen-Wirrwar verwundert es, dass es nicht zu mehr Missverständnissen kommt. Nehmen wir nur die Europäische Union: aktuell werden 24 Sprachen als Amts- und Arbeitssprachen anerkannt. Darunter etwa Irisch, Maltesisch oder Lettisch. Dazu kommen 5 halbamtliche Sprachen, die für die Korrespondenz mit den EU-Institutionen verwendet werden dürfen. Baskisch etwa, oder Schottisch-Gällisch.

Allein in Brüssel sind rund 4000 Übersetzer und Dolmetscher ständig damit beschäftigt, jedes noch so kleine Dokument in sämtliche 24 Amtssprachen zu übersetzten. Mit dem Brexit sind´s dann nur mehr 23, denn nur die Briten führen Englisch als Amtssprache. Aber keine Sorge: Englisch wird es in Brüssel noch immer geben. In seiner ganz eigenen Variante: als Eurospeak, einer je nach Herkunftsland stark akzentgefärbten Variante. Die Missverständnisse halten sich in Grenzen, sagen mir Eingeweihte.

Man versteht sich, so wie mein Bekannter und ich.