Von Sarah Bakewell

Das Café der Existenzialisten

In den 30er- und 40er-Jahren erfanden Leute wie Simone de Beauvoir, Albert Camus und Jean-Paul Sartre eine neue philosophische Richtung – den Existenzialismus, der aber zugleich auch ein neues Lebensgefühl war. Die britische Autorin Sarah Blakewell hat sich in ihrer Jugend vom Existenzialismus becircen lassen, wie viele andere. Mit wunderbarer Leichtigkeit und großer Verführungskraft erzählt Blakewell in einem neuen Buch von den Glamourjahren des existenzialistischen Lebensgefühls. "Das Café der Existenzialisten" heißt der Band.

Kontext

Den Untertitel des Buches darf man der englischen Autorin Sarah Bakwell nicht übel nehmen: "Freiheit, Sein und Aprikosencocktail" klingt zwar geschmäcklerisch, snobistisches Naserümpfen ist dennoch nicht angebracht. "Das Café der Existenzialisten" ist ein lebendig geschriebenes, höchst informatives Buch und in Zeiten, da Philosophie und die ganz großen Fragen wieder in zu sein scheinen, erfrischend geschichtsbewusst über den üblichen Ton der Talkshow hinaus. Das gilt auch für die eigene Lektüreerfahrung der Autorin und ihre Begeisterung für den Existenzialismus in den 1970er Jahren.

Mit Definitionsfragen, was Existenzialismus ist, oder welche Rolle er in der Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts spielte, hält sich Sarah Bakewell nicht lange auf. "Das Cafe der Exitenzialisten" ist keine Einführung in die Philosophie der Existenzialisten, sondern eine integrierte Darstellung von Leben und Werk seiner bekanntesten Vertreter: Sartre, Beauvoir, Camus, Heidegger. Das mag in akademischen Kreisen verpönt sein, macht die vierzehn Kapitel des Buches aber fast lesbar wie einen Roman. Die dazugehörigen Schlagwörter sind bekannt: Das Sein, das Nichts, das Absurde, Engagement, Sein zum Tod; ein zentraler Begriff der Existenzialisten ist Freiheit. Es geht um Sinnstiftung ohne Transzendenz in einer säkularen Welt. Und – ein Stein des Anstoßes in den 1950er Jahren, in der Hochzeit des Existenzialismus: Die Existenzialisten sind - fast alle – deklarierte Atheisten.

Service

Sarah Bakewell, "Das Café der Existenzialisten. Freiheit, Sein und Aprikosencocktails", C.H.Beck Verlag