Roman von Martin Mosebach
Mogador
In Marokko angesiedelt ist der neue Roman des Büchnerpreisträgers von 2007, Martin Mosebach. "Mogador" lautete der Name einer Hafenstadt an der arabischen Atlantikküste bis zur Unabhängigkeit Marokkos. Heute heißt sie "Essaouira", was so viel bedeutet wie "die Eingeschlossene". Bis ins 20. Jahrhundert hinein war Mogador ein wichtiger Handelsknotenpunkt, heute ist diese Stadt wirtschaftlich gesehen bedeutungslos.
8. April 2017, 21:58
Eigentlich hätte Martin Mosebach seinen Roman auch "Der Eingeschlossene" nennen können, denn sein Held, Patrick Elff, flieht nach Mogador und scheint, diesen Ort nicht mehr verlassen zu können.
Zitat
Es wurde Ernst gemacht mit dem neuen Leben. Was gestern war, das hätte der junge Mann jetzt durchaus erzählen können, aber wie einen Roman, mit Wirklichkeiten gemischt und doch selbst im Ganzen unwahrscheinlich.
Diese Worte setzt Martin Mosebach an den Schluss des ersten Kapitels. Zuvor ist man Patrick Elff schon in einem Hammam. Doch Mogador ist für den jungen, durchaus sympathischen Jung-Banker aus Düsseldorf kein exzentrischer Urlaubstrip, sondern dunkler Zufluchtsort. Und nun beginnt im Roman die Rückschau. Dabei mischt der Autor Elemente bundesdeutscher Wirklichkeit mit durchaus wundersamen Ereignissen aus "1001 Nacht".
Patrick Elff ist arbeitsam, erfolgsorientiert, sportlich. Verheiratet ist er mit der blonden Pilar. Die Seiten, auf denen Martin Mosebach das Leben von Patrick und Pilar beschreibt, gehören sicher zu den besten seines Romans. Beide haben geisteswissenschaftliche Fächer studiert; er ist Banker, sie Immobilienmaklerin aus vermögenden Verhältnissen - er nicht. Das nagt an Patricks Selbstbewusstsein. Also transferiert er Gelder von Großkunden auf Scheinfirmen, und als die Machenschaften aufzufliegen drohen, flieht er nach Mogador.
An diesem Punkt beginnt Mosebach die möglichen "Wirklichkeiten" der westlichen Finanzpolitik mit der Andersartigkeit und auch dem Mystischen der arabischen Welt zusammenbringt. Patrick bezieht ein heruntergekommenes Zimmer, seine Wirtin heißt Khadija. Die historische Khadija ist die erste Frau Mohammeds gewesen. Jene im Roman nimmt lieber Verbindung mit dem Feuer auf - also mit Dämonen.
Mosebachs Roman ist ohne Zweifel gehobene Unterhaltungslektüre - das ist ohne Ironie gesagt. Denn der Stil überzeugt, die Gedankengänge sind klug, zum Teil witzig und zeitkritisch formuliert, das Erzählte ist spannend geschrieben.
Service
Martin Mosebach
"Mogador", Roman, Rowohlt Verlag
"Das Leben ist kurz - Zwölf Bagatellen", Rowohlt Verlag