Gespräch mit Autorin Deborah Vietor-Engländer
Alfred Kerr. Die Biographie
"Aus einem Gedanken macht der Stückmacher ein Stück. Der Schriftsteller einen Aufsatz. Ich einen Satz." Das schrieb Alfred Kerr einmal über den Stil, der ihn als Feuilletonist und vor allem als Theaterkritiker berühmt machte. Die englisch-deutsche Literatur-wissenschaftlerin Deborah Vietor-Engländer hat seine Biografie verfasst.
8. April 2017, 21:58
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Deborah Vietor-Engländer, "Alfred Kerr. Die Biographie", Rowohlt Verlag
Von 1891 bis zu seiner Emigration nach England im Jahr 1933 war er in Deutschland das, was einige Jahrzehnte später Marcel Reich-Ranicki sein sollte: ein Kritiker, der seine Feindschaften pflegte, der keinen Konflikt scheute, auch keinen Irrtum, und der vor allem Einfluss hatte auf den Kulturbetrieb. Er konnte Autoren durchsetzen oder, zumindest eine Zeit lang verhindern. Sein Wesen war jenem von Karl Kraus nicht unähnlich.
"Man stirbt einen Tod und weiß nicht welchen, vielleicht ein schmuckes Schlaganfällchen", dichtete Alfred Kerr 1948 und erlitt kurz darauf tatsächlich eines. Da er aber die Folgen nicht ertrug, nahm er sich mittels Schlaftabletten das Leben.