Briefkästen auf den Bahamas

Ein internationales Journalisten-Netzwerk hat Informationen über ein neues, karibisches Datenleck bekommen: Nach den Panama Papers stehen jetzt die Bahamas im Fokus, die schon seit langem als Steuerparadies gelten.

Morgenjournal, 22.9.2016

Die Dateien, die den Journalisten zugespielt wurden, gewähren Einblick in rund 170.000 Briefkastenfirmen und Stiftungen auf den Bahamas. Und wie schon bei den Panama-Papers sind prominente Namen darunter, zum Beispiel der von Nellie Kroes - sie war früher EU-Wettbewerbskommissarin und verteilte Rekordstrafen an Unternehmen, die sich nicht an die Regeln hielten; in den Bahama Papers taucht Kroes nun selbst als Chefin einer dubiosen Briefkastenfirma auf. Und, einige Spuren führen auch wieder nach Österreich - zum Beispiel zum Gründer der Magic Life Gruppe. Cem Kinay selbst hat einer türkischen Zeitung eine Stellungnahme abgegeben: Er sei bei dem Karibikprojekt einer politischen Intrige um Opfer gefallen.

Cem Kinay

Seit 2005 ist in Nassau auf den Bahamas eine Turks General Partners Limited im Firmenregister verzeichnet. Als Direktor fungiert ein einstmals prominenter Name aus Österreich: Dr. Cem Kinay. Bekannt als erfolgreicher Gründer von Gulet-Reisen und Erfinder der Magic Life All inklusive Clubs - eine Österreichisch-Türkische Erfolgsgeschichte des Doppelstaatsbürgers. 2004 hatte Kinay seine Anteile an Gulet und Magic Life verkauft. Erlös unbekannt und brach auf zu neuen Projekten. Diese führten in in die Karibik zu den britischen Turks und Coicos Islands. Doch Kinays Karibik Pläne mit Inselkauf und Luxusimmobilien Bauprojekt gingen gründlich schief und endeten mit Korruptionsvorwürfen und einem internationalen Haftbefehl gegen Kinay durch die karibischen Inseln.

Dieser versuchte 2009 offenbar infolge der Malversationen sein Vermögen in Sicherheit zu bringen und nahm per Mail Kontakt zur Anwaltskanzlei Mossak Fonseka auf. Jener panamesischen Anwaltskanzlei, die durch die Panama-Papers international für Aufregung gesorgt hatte. Er wolle eine Privatstiftung in Panama oder Belize gründen, schrieb Kinay: Um sein Erbe geregelt zu übergeben und um sein Geld vor dem Zugriff der Konkurrenz oder der ausländischen Justiz abzusichern. Er brauche eine Struktur, die sein Geld "vor allen strafrechtlichen oder Zivilrechtlichen Anklagen abschirmt", heißt es im mail. Letztlich entschied sich Kinay für einen Trust in Belize.

Weist Vorwürfe zurück

Hintergrund der Korruptionsvorwürfe, die auf der britischen Karibik Inselgruppe gegen Kinay erhoben wurden: Er soll in mehreren Tranchen 850.000 Euro an die Partei des damaligen Regierungschef der Inselgruppe gezahlt haben. Ein Vorwurf, den Kinay immer energisch zurückgewiesen hat: Bei den Zahlungen habe es sich um Parteispenden und Hurrikan-Hilfe gehandelt, so der österreichisch türkische Geschäftsmann. Der Insel Premierminister wurde in Folge der Affäre abgesetzt. Eine Untersuchungskommission stellte fest: zumindest Teilweise habe der Ex-Staatschef von den Zahlungen profitiert.

Kinay lebt heute in der Türkei. Die Inselgruppe versuchte vergeblich seine Auslieferung per internationalen Haftbefehl zu erreichen. Kinay war weder von BBC, noch von der Süddeutschen Zeitung noch von der ZIB 2 für eine Stellungnahme zu seinen Offshore-Konstruktionen in der Karibik zu erreichen.