Anschlag in Ungarn: Hintergründe weiter unklar

In der ungarischen Hauptstadt Budapest ist in der Nacht auf Sonntag ein Sprengstoffanschlag verübt worden. Eine Streifenpolizistin wurde dabei lebensgefährlich verletzt, ein Polizist schwer. Die Hintergründe der Tat sind bis jetzt unklar.

Mittagsjournal, 26.9.2016

"Anschlag auf die Polizei"

Das Rätselraten um den Anschlag in einem beliebten Ausgehviertel im Zentrum von Budapest geht weiter und die Polizei hat bisher wenig getan, um es zu beenden. Gefahndet wird nach einem etwa 25 Jahre alten Mann. Ein Fahndungsfoto gibt es nicht, dafür aber Razzien mit hunderten Polizisten, 30.000 Euro Kopfgeld und strengere Kontrollen, zum Beispiel auf dem Flughafen.

Auch das Motiv gibt Rätsel auf. Von persönlichen Motiven, über organisierte Kriminalität bis hin zu Terrorismus mit extremistischem Hintergrund werden von den Ermittlern alle Möglichkeiten in Betracht gezogen. Sieben verschiedene Spuren würden derzeit verfolgt, sagt Polizeipräsident Karoly Papp. Wirklich klar scheint bisher nur eines: Es war eine selbstgebaute Splitterbombe.
Papp versucht dennoch die Richtung vorzugeben:
"Ohne Zweifel war das ein Anschlag auf die Polizei. Wir sehen das als Attentat auf die ganze Polizei. Jemand hat versucht, meine Polizisten umzubringen."

Nährboden für Verschwörungstheorien

Insgesamt aber sind die Informationen, die die Polizei bekanntgegeben hat, vage. Das nährt Verschwörungstheorien - vor allem in einem Land, das wegen der Flüchtlingskrise in Sicherheitsfragen ohnedies gespalten ist.

"Ich habe schon länger befürchtet, dass es in Ungarn einen Terroranschlag geben wird", sagte ein Bewohner des Viertels, in dem sich die Explosion ereignet hat, noch in der Anschlagsnacht. Mehrere Terrororganisationen hätten Ungarn im Visier. So etwas könne jederzeit überall in der EU passieren. ist er sich sicher.

Zeitung vermutet Regierung hinter Tat

Am Montag soll deshalb auch der Sicherheitsausschuss des Parlaments zusammentreten. Die zeitliche Nähe des Anschlags zur Volksabstimmung über die EU-Regelung zur Verteilung von Flüchtlingen am nächsten Wochenende, die der rechtspopulistische Ministerpräsident Viktor Orban angesetzt hat, gibt zusätzlich Stoff für Verschwörungstheorien.

Manche sehen jetzt schon Migranten hinter einem Terroranschlag, andere vermuten, dass die Regierung dahinter steckt, um Stimmung für die Abstimmung zu machen, schreibt eine der auflagenstärksten ungarischen Zeitungen dazu in einem Kommentar.