Roman von Tommy Wieringa

Dies sind die Namen

Frankfurter Buchmesse 2016 - Ehrengast Flandern und die Niederlande. Der niederländische Autor
 Tommy Wieringa erzählt in seinem neuen Roman "Dies sind die Namen" eine hochaktuelle Geschichte auf archaisierende, typisierende Weise. Die Flüchtlinge sind nämlich - anders, als es der Titel des Romans erwarten lässt - namenlos bis auf einen.

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Tommy Wieringa, "Dies sind die Namen", Roman, aus dem Niederländischen von Bettina Bach, Carl Hanser Verlag
Originaltitel: "Dit zijn de namen"

Vierzehn Flüchtlinge legen ihr Leben in die Hände eines Schleusers, verstecken sich in einem LKW und überwinden die Grenze. Dann folgt eine lange, entbehrungsreiche Flucht durch eine menschenleere Wüste. Am Ende leben noch fünf von ihnen, aber am Ziel ihrer Wünsche anzukommen ist auch ihnen nicht vergönnt. Die Polizei greift sie an der Peripherie der fiktiven Grenzstadt Michailopol auf, kraftlos schwankende Gestalten, die in gefrorenem Müll wühlen. Sie weinen, denn der Grenzübertritt war eine Täuschung. Sie haben das Land gar nicht verlassen. Es war alles umsonst, fast alles.

Wieringa konzentriert sich nicht auf die Qualen der Flüchtlinge und nicht auf ihre Konflikte. Der 1967 Geborene, der sich auch in früheren Büchern als bibelfest erwiesen hat, wollte von der Religion erzählen. Also schiebt er in die Geschichte von den Flüchtlingen die eines resignierten Polizeikommissars im korrupten Michailopol: Er hat den Kontakt zu seiner Familie verloren, liebt in regelmäßigen Abständen seine Haushälterin und entdeckt eines leeren Tages die Sehnsucht nach Herkunft in sich. Die Flüchtlinge wollen also ihre hinter sich lassen, Pontus Beg will seine wiederentdecken - diese gegensätzlichen Bewegungen, eine durch den Raum, die andere durch die Zeit, werden im zweiten Romanteil zusammengeführt.