Josefstadt: "Der Schwierige"

Hugo von Hofmannsthals "Der Schwierige" gehört zu den beliebtesten Stücken des Autors und stand allein in der Josefstadt bereits sechs Mal auf dem Spielplan, zuletzt im Jahr 2000 unter der Regie von Otto Schenk. Das 1921 uraufgeführte Aristokraten-Lustspiel steht nun wieder auf dem Programm - u. a. mit Michael Dangl, Ulli Maier und Alma Hasun.

Premiere ist am Donnerstag, Regie führt der in Polen geborene und in Deutschland arbeitende Regisseur Janusz Kica, der immer wieder an der Josefstadt inszeniert.

Mittagsjournal, 4.10.2016

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Josefstadt - Der Schwierige

Michael Dangl als "Mann ohne Absichten"

In einer Zeit wo scheinbar jede Premiere das Potenzial zum "Stück der Stunde" hat, und auf seine heutige Aktualität hin befragt wird - Stichwort Flüchtlinge, Rechtsruck, Brexit oder Wirtschaftskrise -, ist es zugegeben schwierig, den "Schwierigen" als relevantes Stück zu verkaufen.

"Dadurch, dass er eine Welt beschreibt, die seit 100 Jahren versunken ist - hat das Stück eine große Gefahr, museal zu sein", sagt Michael Dangl. Er spielt in der Josefstadt den Graf Kari Bühl, jenen "Mann ohne Absichten", wie Hofmannsthal das Stück eigentlich nennen wollte. Eine Figur, verwandt mit Molieres Menschenfeind, aber auch mit Bernhards Weltanklägern oder Nestroys Zerrissenem.

Wie soll man leben?

Und gerade da offenbart sich das Potenzial für heute. Denn in ihren Absichten, in ihrer Psyche und ihrem Bewusstsein seien die Charaktere des Stückes, den Menschen von 2016 nicht unähnlich, so Dangl. "Was das Stück heute genauso interessant macht, wie vor 100 Jahren, ist die Frage, wie man leben soll - wie leben als Individuum der Gesellschaft gegenüber, wie sehr mache ich Spiele mit, die mir im Innersten zuwider sind, wie sehr lüge ich, wie sehr verbiege ich mich, was für einen Sinn hat das Ganze, dass wir hier sind."

Dieser Graf Kari Bühl hat sich eingerichtet mit sich selbst zu leben, er hat das Leben genossen, Frauenherzen gebrochen und war im Krieg. Jetzt sind ihm die Spiele der Gesellschaft zuwider. Im Jahr 2000, als Otto Schenk den "Schwierigen" inszenierte, hat der junge Michael Dangl an der Seite von Helmut Lohner noch den Neffen Stani gespielt, den heute Matthias Franz Stein als schnöseligen Adelsspross anlegt.

Fast karge Schwarz-Weiß-Ästhetik

Der polnische Regisseur Janusz Kica, der fast jedes Jahr in der Josefstadt inszeniert, zuletzt im Vorjahr "Vor Sonnenuntergang", setzt dem Stück eine moderne, fast karge Schwarz-Weiß-Ästhetik entgegen, in der die aufwendig bunten Kostüme hervorleuchten. Mit den gestrigen Proben allerdings war Kica noch wenig zufrieden, weshalb er auch ablehnte, Interviews zu geben. Aber bis zur Premiere am Donnerstag sind es ja noch zwei Tage.

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