Neuverfilmung: "Jeder stirbt für sich allein"

Mehr als 200 Ansichtskarten mit Parolen gegen das NS-Regime hat das Ehepaar Otto und Elise Hampel zwischen 1940 und 1942 in Berlin verteilt.

Der deutsche Schriftsteller Hans Fallada hat diesen Fall von Widerstand zur Grundlage seines 1947 erschienen Romans "Jeder stirbt für sich allein" gemacht; ein Buch, das bereits mehrfach verfilmt worden ist, unter anderem 1976 mit Hildegard Knef und Carl Raddatz. In einer aktuellen Verfilmung des Schweizer Regisseurs Vincent Perez, die ab Freitag in den heimischen Kinos läuft, sind Emma Thompson und Brendan Gleeson in den Hauptrollen zu sehen.

Brendan Gleeson und Emma Thompson

Warner Bros./X-Verleih

Bestandsaufnahme des Alltags im NS-Regime

"Der Führer hat meinen Sohn ermordet, er wird auch eure Söhne ermorden. - Kein Frieden mit der teuflischen Regierung Hitler! - Bereitet der verbrecherischen Kriegsmaschinerie ein Ende!" und "Tötet Hitler!" Einfache, aber unmissverständliche Parolen auf mysteriösen Ansichtskarten tauchen in Berlin auf. In öffentlichen Gebäuden, vor Türen, in Stiegenhäusern. Wer ist der unbekannte Kartenschreiber?

Im Vordergrund erzählt der Film "Jeder stirbt für sich allein" ein kriminalistisches Rätsel, doch dahinter steht vor allem eine atmosphärische Bestandsaufnahme des Alltags im NS-Regime. Der Kinozuschauer wird von Anfang an in das Geheimnis eingeweiht. Der einfache Werkmeister Quangl und seine Frau setzen nach dem Kriegstod seines Sohnes zum Widerstand an.

Gerechtigkeit trotz Bedrohung

In der Unscheinbarkeit einer Durchschnittsexistenz liegt die beste Tarnung. Die Quangls hätten aber keine Revolution im Sinn gehabt, sondern schlicht eine Absage an eine Politik des Hasses, meint Hauptdarsteller Brendon Gleeson. Es ist ein Kampf gegen hinterhältiges Spitzelwesen, gegen Denunziation, gegen die Verfolgung von Minderheiten, gegen eine völlige ideologische Unterwerfung und den Terror der SS.

Das alles aus der Perspektive sogenannter kleiner Leute, aber mit großem Gerechtigkeitssinn in einem Klima permanenter Bedrohung. Genau das wollte er porträtieren, so Regisseur Vincent Perez. Dabei sucht er eine Mischung aus realistischer Anmutung und fiktiver Spannungsdramaturgie, mit bewusst verhaltener Stilisierung.

Dramaturgische Straffung

Der Film hat einige Nebenfiguren aus dem Roman von Hans Fallada gestrichen. Eine nachvollziehbare dramaturgische Straffung, die aber auf Kosten der atmosphärischen Verdichtung des Unbehagens geht. Gerade dieser Anspruch löst sich zunehmend in den weithin bekannten Klischees der NS-Darstellung im Kino auf.